Die Nacht ist schon sehr weit fortgeschritten
Die Nacht ist schon sehr weit fortgeschritten. Wir hatten noch den Spielfilm auf pro7 gesehen und sind danach ins Bett gegangen. Als sie sich auszog starrte ich sie nur an.
„Was ist Schatz?“, fragte sie mich, als sie meine Augen auf ihrem Körper ruhen sah.
„Du bist wunderschön.“, antwortete ich ihr.
Sie lächelte mich nur an und zum Dank für dieses ehrliche Kompliment verführte sie mich. Erst sehr viel später lag sie, völlig erschöpft, in meinem Arm und schlief. Sie lächelte im Schlaf und drückte sich nur noch fester an mich. Wie sehr hatte ich in den Jahren, welche hinter uns lagen, dies an ihr geliebt. Selbst im tiefsten Schlaf kam sie jede Nacht zu mir und suchte meine Wärme. Und ich gab sie ihr. Jede Nacht. Und dies nun schon seit 42 Jahren. Unterbrochen nur von ihren tränenreichen Nächten, als ich bei der Bundeswehr war. Nur, um an den Wochenenden jene verlorenen Nächte der Woche nachzuholen. All die Jahre gab es nur sie für mich und mich für sie. Nur zu gerne hätten wir die Zeit zurückgedreht, um all die Jahre erneut zu durchleben. Den ersten scheuen Blick, den ersten Kuß, die erste Nacht, der Moment in der Kirche, ihr fast schon schüchterner Satz: Schatz, ich bin schwanger, die Geburt unserer Tochter, wie sie groß wurde und mit ihrem Leben unsere Liebe nur noch mehr festigte. Sie war so glücklich mit ihr an ihrer Brust. Sie blühte richtig auf. Als Mutter. Ich habe ihr geholfen, ihr zur Seite gestanden, so sehr ich konnte. Mein Blick gleitet über ihr Gesicht. Einige Falten sind hinzugekommen. Aber seinen Liebreiz hat es niemals verloren. Meine Gedanken schweifen ab, reisen durch die Zeit. An den Anfang.
„Die Jungen auf die Seite und die Mädchen in die Mitte und an die Fensterseite.“
1964 war das Jahr der großen Revolution. In unserer Schule. Wir waren die ersten, die in den Genuß des gemischten Unterrichtes kamen. Zu deutsch: Wir Jungs wurden mit Mädchen in eine Klasse zusammengelegt. Nur, wir waren 10, 11. Was interessierte uns schon an den Mädchen? Nix. Später würde sich das ändern. Aber bis dahin floß noch sehr viel Wasser den Rhein hinunter. Jetzt sahen sie alle gleich aus. Wie Schneewittchen: Keinen Arsch und keine Tittchen.
Langsam gingen wir zu den uns zugewiesenen Plätzen. Ich saß in der vorletzten Reihe, ganz links am Gang, der dort die Jungen von den Mädchen trennte. Auf der Seite der Mädchen war der erste Platz am Gang frei. Doch dann kam ihr Platz. Sie, das war ein Mädchen, mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. 10jährige Mädchen hatten noch nichts an sich, was uns Jungen auf schmutzige Gedanken bringen konnten. Aber ihr Gesicht brachte mich auf saubere, schöne Gedanken. Mit ihrem langen blonden Haaren, sie reichten ihr bis fast auf die Hüfte und waren stets zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sah sie sehr hübsch aus. Das Kleidchen stand ihr sehr gut. Weiße Kniestrümpfe und schwarze Schuhe. Egal was sie trug, sie sah immer bezaubernd darin aus. Aber das wichtigste, und auch das wesentlichste an ihr waren: Ihre Augen! Sie waren klar und hell. Doch was sie damit machte, das nahm mich damals gefangen. Denn wenn sie ihren Kopf senkte, schüchtern und verlegen zu Boden schaute und mich nur kurz aus den Augenwinkeln anblickte, dann war ich in ihrem Bann gefangen. Damals, wie heute auch noch.
Schon am ersten Tag schaute sie mich so an und hatte mich in ihren Bann gezogen. Es war eigentlich nur ein kurzer Blick zu mir herüber gewesen. Wahrscheinlich nur um zu sehen, wer dort saß. Aber als sie meinen Blick zu ihr sah, schaute sie schüchtern zu Boden. Und ich war von ihnen gefangen. In der Folgezeit schaute ich sehr oft zu ihr hinüber. Manchmal merkte sie es nicht. Aber es gab auch Augenblicke, da schaute sie in dem Moment wieder schüchtern zu Boden. Als wenn sie meinen Blick gesehen oder gespürt hatte. Dennoch dauerte es noch Jahre, bis das ich den Mut aufbrachte, sie anzusprechen.
Wir waren 13, 14, da hielt ich es nichtmehr aus. Ständig drehte sich alles nur um sie. Jeden Abend vor dem Einschlafen dachte ich an sie. Träumte davon wie ich sie ansprach, mich ihr erklärte, sie fragte und sie das eine Wort sagt, was ich mir so sehr wünschte. Doch am Tag war ich wieder zu einem schüchternen Jungen geworden. Zum Glück entwickelte sich Helmi nicht so schnell wie einige andere Mädchen in unserer Klasse. Bei einigen reichte „C“ schon nichtmehr aus. Daher waren sie auch das Ziel der Blicke der Jungs. Niemals meine angebetete. Doch dies konnte sich jeden Tag ändern. Und so mußte etwas passieren. Nur was? Mit ihr reden konnte ich nach den 4 Jahren noch immer nicht. Blieb also nur ein Ausweg. Ein Liebesbrief. Doch wie man den schrieb, davon hatte ich damals noch keine Ahnung. Also versuchte ich es mit einem kleinen Gedicht. Etwas, was ich noch weniger konnte. Aber ich war da anderer Ansicht. Also schrieb ich:
„Ich liebe dich, ich küsse dich, doch dich zu fragen trau ich mich nicht.
Wer dir das schrieb das mußt du raten, denn ich werd es dir nie verraten.“
Zugegeben, nach dem Motto: „Reim dich, oder ich freß dich“ war dies ein nettes Gedicht. Darunter malte ich noch einen kleinen Schneekristall, wie sie ihn auf meinem Rechenblock bestimmt schon gesehen haben mußte. Den konnte ich sehr gut und malte ihn gerne. Meist keine 10 mal 10 Kästchen groß. Doch an jenem Tag lag auf meinem Pult mein Rechenheft. Und auf der ersten Seite prangte ein Schneekristall in Übergröße. Fast das ganze Blatt nahm er ein. Und den mußte sie sehen. Denn das Heft lag am Rand meines Platzes, direkt am Gang. Und hier ging sie vorbei. Als ich wenig später, wegen meines Benehmens, vor die Türe mußte, da steckte ich das Gedicht in die Tasche ihres Anoraks, welcher draußen an einem der Haken hing. Jedenfalls dachte ich, daß es ihrer war. Minuten später schellte es zur Pause. Wir gingen hinunter auf den Hof und man kann sich vorstellen, wie sehr mein Herz schlug. Hatte sie meinen Zettel gefunden? Hatte sie ihn gelesen? Alleine? Hatte sie ihn den anderen Mädchen gezeigt? Als wir nach der Pause in die Klasse kamen, zeigte sie keinerlei Reaktionen. Mein Rechenheft mit dem übergroßen Kristall lag noch immer auf der Ecke meines Pultes. Sie „mußte“ ihn gesehen haben. Aber nichts geschah. Und in den folgenden Tagen auch nicht. Nun war guter Rat sehr teuer. Hatte ich etwa den verkehrten Anorak bestückt? Es hingen drei oder vier fast gleiche zusammen. Hatte ich in der Aufregung den falschen erwischt? Wartete am Ende jetzt ein anderes Mädchen auf mich? Und wußte sie, daß ich einer anderen geschrieben hatte? Aber wenn, dann war das doch nur ein Versehen gewesen. Eine Verwechslung!
In der folgenden Zeit wurde ich immer unruhiger. Weder von ihr, noch von einer anderen kam eine Reaktion. Auf letzteres war ich nun wirklich nicht scharf. Letztendlich mußte ich einen anderen Weg wählen. Aber noch konnte ich nicht über meinen Schatten springen. Erst Jahre später schwang ich mich zu einer gewaltigen Tat auf. Ihr Geburtstag kam wieder in Sicht. Sehr lange hatte ich an dem Brief gesessen. Ja! Ich schrieb ihr wirklich einen Brief. Doch täglich kam etwas hinzu, wurde etwas gestrichen. Wörter, Sätze, ja sogar ganze Abschnitte verschob ich, zerpflückte sie und ordnete sie neu an. Schließlich, nach gut einem Monat angestrengter Arbeit lag er vor mir. Gur, einige Aussagen wiederholten sich. Teils wortwörtlich, teil abgewandelt. Ich beschrieb ihr meine erste Reaktion als ich sie sah. Wie sie in meinen Augen war. Zog vergleiche von früher und heute, schließlich war sie in der Zeit ja gewachsen. Auch in fraulicher Hinsicht. Jedoch legte ich auf diesen Blickpunkt weniger wert. Und zum Schluß blieben nur noch ihre Augen und ihr Wesen übrig. Und dies kam mehr als einmal im Brief zur Sprache. Auch die Enttäuschung, daß ich sie in all der Zeit niemals mit offenen Haaren gesehen hatte und daß sie so bestimmt noch hübscher aussehen würde. Ich schrieb über die vergangenen Jahre und meine Zuneigung zu ihr, wie sie vom ersten Tag an immer größer und tiefer geworden war. 6 Seiten lang war er geworden. Ich steckte ihn in einen Umschlag und schrieb darauf, daß sie ihn bitte alleine lesen möge. Und diesen Umschlag steckte ich in einen weiteren, an sie adressiert. Natürlich war ich mutig genug und hab meinen Absender „nicht“ drauf geschrieben. Doch der versteckte Hinweis, daß ich fast neben ihr saß, und ein kleiner Schneekristall als Unterschrift, das mußte sie doch eigentlich auf den richtigen Weg bringen. Da der 30te November 1968, ihr Geburtstag, auf einen Samstag fiel, schmiß ich den Brief am Donnerstagabend in den Briefkasten. So würde er am Freitag, der Briefkasten wurde an diesem Abend nichtmehr geleert, auf dem Postamt ankommen und spätestens, nein, genau am Samstag zu ihr gelangen. Unnütz zu sagen, das ich es schon eine Minute nach einwerfen des Briefes bereute. Ich war halt ein Feigling. Und es war auch unnütz zu sagen, daß ich Donnerstagnacht sehr schlecht schlief. Eigentlich Blödsinn, da sie den Brief ja frühestens am Freitagnachmittag nach der Schule, wenn alles richtig lief, am Samstagvormittag in Händen halten konnte. Dennoch hatte ich an jenem Freitag und dem folgenden Wochenende ein äußerst schlechtes Gewissen. Doch eigenartigerweise schlief ich in der Nacht zum Montag sehr gut. Und dann kam der Montag.
An jenem Morgen kam ich gutgelaunt in die Schule. Doch schon der erste Blick von ihr ließ mich klein wie eine Amöbe werden. Nicht das er irgendwie böse oder auslachend gewesen wäre. Aber er war völlig anders als bisher gewesen. Ich konnte nicht erkennen, ob sie meinen Brief gelesen hatte, noch, ob sie ihn mir zuschrieb. Und ob sie von mir angetan war oder nicht, ließ sich auch nicht ermitteln. Zumindest lachte niemand über mich. Also behielt sie das Geheimnis meiner Liebe für sich. Doch, äh, wußte sie, daß ich der Urheber war?
Drei Wochen waren seit jenem Brief vergangen. Täglich schaute sie mich so eigenartig an, da lächelte sie mich plötzlich an. Mitten in der Erdkundestunde, ich hatte wieder zu ihr hinüber geschielt, da wand sie ihren Kopf zu mir hin und lächelte. Und als ich zusammenzuckte, da grinste sie und schaute wieder nach vorne. In den folgenden Tagen wiederholte sich dieses Spiel. Dennoch hatte ich nicht den Mut zurückzulächeln. Ich wußte nicht, ob sie auf eine Reaktion meinerseits wartete. Ich dachte nicht, denn dazu war ich doch nicht fähig. Noch nicht. Erst eine Woche nach den Weihnachtsferien passierte etwas. Als die Schule zu Ende war, blieb sie etwas zurück. Da ich noch meine Bücher einpacken mußte, war ich der letzte der Jungen, welcher die Klasse verließ. Noch zwei Mädchen waren hinter mir, darunter „sie“. Während das andere Mädchen die Klasse abschloß und uns dann überholte um schnell raus zu kommen, holte sie mich nur ein und ging schweigend neben mir her. Vorsichtig schielte ich zu ihr hin und sah, daß sie dies ebenfalls machte.
„Hast du kapiert, war sie damit meinte?“, flüsterte sie da.
Sie bezog sich auf die uns gestellte Hausaufgabe in Deutsch. Wir sollten einen Aufsatz schreiben, über einen glücklichen Moment. Ich erklärte es ihr auf dem Heimweg, da wir fast den gleichen hatten. Sie mußte noch eine Straße weiter. Da blieb sie plötzlich stehen und schaute nach unten auf den Boden. Das war der Anfang ihrer Augenattacke. Dann sagte sie, mich aus den Augenwinkeln mit ihrem Blick attackierend:
„Mein glücklichster Moment war, als ich deinen Brief gelesen habe.“
Starr vor Schrecken sah ich sie an.
„Das ist ein sehr schöner Brief. Danke. Ist das alles wahr?“
Ich konnte nur nicken, denn der Kloß in meinem Hals schwoll gerade zur Größe eines Fußballes an.
„Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt oder geschrieben? Du bist doch sonst nicht schüchtern.“
Noch konnte ich ihr nicht antworten. Ich starte sie mit feuerrotem Gesicht an, da hob sie ihren Kopf und schaute mir in meine Augen.
„Du hast so viele Jahre vergeudet.“
„Wie meinst du das?“, brach es aus mir heraus.
„Das sag ich dir, wenn du mich fragst.“
„Wie fragst?“
„Steht doch in deinem Brief. Also frag.“
Natürlich wußte ich genau was sie damit meinte. Nur, ich drückte mich wie ich nur konnte um diese Frage herum. Eigentlich wollte ich sie ja fragen. Aber ich brachte es nicht fertig. Doch als sie sagte, das da noch jemand wäre, sie aber noch nicht gefragt habe und sie nicht gerne den anderen nehmen würde, aber kein anderer sie bisher gefragt habe, da raffte ich mich auf.
„Willst du mit mir gehen?“, stolperte es aus mir heraus.
„Ja.“, war ihre kurze und knappe Antwort.
Zögernd hielt sie mir ihre Hand hin, den Blick wieder nach unten gesenkt, mich aber aus den Augenwinkeln anblickend. Und damit hatte sie mich wieder in ihren Bann gezogen. Vorsichtig nahm ich ihre Hand und ich begleitete sie nach Hause. Vor der Türe verabschiedeten wir uns voneinander. Doch sie schien auf etwas zu warten. Zuerst wußte ich nicht wieso wir uns schweigend gegenüber standen. Als sie aber mit ihren Kopf näher kam, da wußte ich es. Sie wollte einen Kuß! Oh Gott! Trotz meines Alters hatte ich doch noch nie ein Mädchen geküßt. Was ist, wenn ich etwas falsch machte? Trotzdem küßte ich sie. Ganz harmlos, aber dennoch sehr zärtlich, ohne Druck, ohne Zunge. Und als ich kurz die Augen öffnete, da sah ich, daß sie ihre geschlossen hielt. Leider war der Kuß sehr schnell zu Ende. Dennoch mußten wir grinsen, da jeder von uns in ein rotes Gesicht blickte. Darum küßten wir uns erneut. Nun schon etwas intensiver, aber noch immer sehr zärtlich und ohne Zunge. Als wir uns nun voneinander trennten, war unsere Gesichtsfarbe schon wieder normal geworden. Wir schauten uns noch einige Sekunden in die Augen und ich spürte, daß ihr Bann auch funktionierte, wenn sie mich direkt ansah.
Schon am folgenden Morgen winkte sie mich auf dem Schulhof zu sich in eine abgelegene Ecke. Irgendwie fühlte ich mich schuldig oder ängstlich. Eines davon mußte es sein. Da sagte sie:
„Hast du nichts vergessen?“
„Was?“
„Gestern hast du mich geküßt, als du gegangen bist.“
„Ja.“
„Und?“
„Was?“
„Krieg ich keinen zur Begrüßung?“
Ein Stein fiel mir vom Herzen. Sie wollte einen Kuß. Natürlich wollte ich sie küssen. Doch hier in der Schule? Was würden die anderen sagen? Und dies sagte ich ihr auch. Allerdings erst nachdem ich sie geküßt hatte.
„Das ist mir doch egal was die sagen. Die sind doch nur neidisch.“
Und damit gab sie mir einen Kuß, obwohl in dem Moment ein Schüler uns sah. Allerdings nicht aus unserer Klasse. Und von diesem Tag an begrüßten wir uns jeden Morgen mit einem Kuß. Allerdings blieb unser Geheimnis doch nicht lange geheim. Jemand aus unserer Klasse schien uns gesehen zu haben. Und so waren wir, trotz der eigentlich vorhandenen Reife unserer Mitschüler, eine Zeitlang das Gespött der Klasse. Aber wir waren zu dem Schluß gekommen, daß uns das egal wäre. Scheißegal! Und so begrüßten wir uns auch weiterhin mit einem Kuß. Aber niemehr in der kleinen Nische, sondern mitten auf dem Schulhof. Und in den Pausen saßen wir auch immer zusammen. Und da wir uns nicht an dem Gelächter störten, so ebbte dies auch bald ab. Nach der Schule machten wir meistens zusammen die Hausaufgaben. Und wenn wir damit fertig waren, spielten wir zusammen. Hin und wieder gingen wir ins Kino, Eis essen oder einfach nur raus. Dann allerdings suchten wir uns immer einen versteckten Platz, wo wir uns ungestört küssen konnten. Zwei oder drei Monate später suchten wir uns Freundschaftsringe aus. Billige Freundschaftsringe, die für uns viel mehr bedeuteten als nur Freundschaftsringe. Irgendwie wußten wir, daß wir zusammen bleiben würden. Fest zusammenbleiben würden. Sehr fest.
Es dauerte sehr, sehr lange, wir standen mittlerweile beide schon vorm Abi, bis das wir begannen uns vorsichtig zu berühren. Unsere Gesichter streichelten wir fast schon seit dem ersten Tag. Ebenso unsere Arme. Aber schließlich spürten wir, daß es uns nichtmehr genügte. Eines Tages fuhren wir in meinem Wagen zum Herkulesberg. Oben geschah es dann. Sie legte an diesem Tag meine Hand auf ihre Bluse mitten auf ihren Busen und schaute mich an. Sehr vorsichtig drückte ich ihre Brust und sie schaute mich in dem Moment glücklich an. Lange Zeit war dies auch das Einzige, was ich tat. Natürlich war ich neugierig auf das, was sich unter ihrer Bluse und ihrem BH verbarg. Schließlich war die Zeit an ihr nicht vorbeigegangen, ohne sichtbare Veränderungen an ihrem Körper hinterlassen zu haben. Die Zeit der A-Größe war schon längst überschritten worden, und sie schien B einfach übersprungen zu haben. Doch die Festigkeit, die ich nun in meinen Händen spürte, bescheinigte ihr einen straffen Busen. Doch eigenartigerweise dachte ich bisher nie daran, ihr von mir aus an ihre Brüste zu gehen. Und ihre Persönlichkeit ließ mich ihren Busen nun auch sehr langsam und vorsichtig erforschen. Und wenn ich in der Zukunft mal an eine Grenze stieß, so war sie es, die diese Grenze für mich einriß. Sie öffnete, statt meiner Hand, ihre Bluse, sie griff hinter sich und öffnete ihren BH, sie schob ihre Bluse auseinander oder ihren Pulli hoch und schob meine Hand an ihre nackten Brüste. Sie war es auch, die ihre Hand auf Wanderschaft schickte und meinen Unterleib erkundete, ohne daß ich sie dazu aufgefordert hatte. Erst danach, als sie mein Glied bereits in ihren Händen gehalten hatte, da traute ich mich meine Hand auf ihr Bein zu legen. Doch bereits eine halbe Stunde später schob sie meine Hand in ihr Höschen. Und von da an ging alles ohne Scheu. Als wir mit der Klasse ins Landschulheim fuhren, saß sie neben mir, ihren Kopf an meine Schulter gelehnt und kuschelte sich fest an mich. Natürlich sah die Lehrerin dies auch. Doch sie sage nichts und ließ uns gewähren. Allerdings kam es mit ihr zu einer Aussprache. Und auf ihre Frage hin, wie weit wir schon wären, antwortete Helmi ihr, das wir erst am Anfang ständen. Wir würden gerade erst unsere Körper erkunden. Also noch kein Petting machen. Das Erkunden schockierte unsere Lehrerin natürlich und sie würde uns deshalb mehr im Auge behalten. Doch als wir alle ins Freibad gingen, da legten wir uns neben sie hin. Sie konnte sehen, wie glücklich wir uns anschauten, hin und wieder küßten und, außer daß sie mit ihrem Kopf auf meiner Brust lag und träumte, nichts machten. Erst nach den 14 Tagen Landschulheim forschten wir weiter. Wir haben sehr lange probiert. Aber irgendwie stoppten wir immer, bevor einer von uns zum Höhepunkt kam. Den bekamen wir erst sehr viel später, als wir mal wieder bei ihr zu Hause auf ihrem Bett lagen, während ihre Eltern in der Stadt waren. Dennoch waren wir nicht nackt. Ich hätte nur mein Glied in die Hose stecken und den Reißverschluß schließen, oder sie nur ihren Pulli und ihren Rock herabziehen müssen. Auch hatten wir uns darauf geeinigt, uns hintereinander zu befriedigen. So hatte immer einer von uns sein Höschen noch an. So verhüteten wir im Kleinen. Später, als es gefährlicher wurde, nahm sie bereits die Pille. Aber miteinander geschlafen? Das dauerte noch. Wir waren ja noch beim Petting. Und nur weil wir über unsere Körper gesprochen hatten, spritzte ich auf ein bereitliegendes Handtuch. Erst nachdem wir alle verräterischen Spuren beseitigt hatten, erst dann legte sie sich aufs Bett und zeigte mir, was ich mit meinen Händen an ihrem Körper anrichten konnte. Und ich richtete gerne an. Monate später kamen auch unsere Lippen und Zungen hinzu. Naturgemäß kam ich als Junge früher als sie. Also sehr schnell. Doch mit der Zeit legte sich meine Schnelligkeit. Und irgendwann begann ich, so wie sie es schon von Beginn an machte, ihre Berührungen zu genießen. Und so konnte ich es sehr lange herauszögern. Allerdings kam dann nochmal so viel bei mir raus. Doch schien sie das zu begeistern.
Helmi machte nach der Schule eine Lehre als Frisöse, ich ging zur Post und wurde Fernmeldehandwerker. In dieser Zeit haben wir auch unsere erste Nacht miteinander verbracht. Wir durften, wir gingen ja schließlich schon seit Jahren miteinander, gemeinsam nach Bayern in Urlaub fahren. Unsere Eltern dachten ja, daß wir die letzte Grenze schon längst überschritten hätten. Zumal Helmi schon seit Jahren die Pille nahm. Drei Tage vor dem Urlaub ging sie zu ihrer Ärztin und ließ sich von ihr bescheinigen, daß sie noch Jungfrau war. Das Gesicht ihrer Eltern war wunderbar. Ohne diese Bescheinigung hätten sie uns das niemals geglaubt. Das Schönste daran war, das ihre Eltern sich bei uns entschuldigten, da sie etwas anderes angenommen hatten. Etwas sehr intimeres. Im Bayern hatten wir ein Doppelzimmer. Drei Wochen haben wir dort verbracht und waren mit dem Auto durch die Landen gefahren. Doch erst vier Tage vor unserer Abreise haben wir miteinander geschlafen, haben uns gegenseitig entjungfert. Und seit der Nacht haben wir mindestens viermal in der Woche miteinander geschlafen. Am Wochenende manchmal nochmal so oft. Ich glaube, wir haben die Zeit nachgeholt, in der wir nichts oder nur Petting gemacht hatten. Ein halbes Jahr nach der Lehre kam ich, 2 Monate vor meinem 22sten Geburtstag, zum Bund. Helmi heulte, als wenn ich niemals wiederkommen würde. Es lag daran, daß wir, seit wir miteinander gingen, keinen Tag getrennt waren, abgesehen von der Zeit in den Sommerferien, in denen unsere Eltern mit uns in Urlaub fuhren. Da wir getrennten Urlaub machten, war die längste Trennungszeit für uns 5 Wochen gewesen. Aber das war was anders, als der Abschied, als ich zum Bund mußte. Schon Tage vorher war sie einem Nervenzusammenbruch nahe. Wenn sie in meinen Armen lag, heulte sie nur noch. Zwar konnte ich sie immer trösten und ihre Tränen versiegen lassen, doch von Tag zu Tag dauerte dies länger. Einen Tag vor meiner Abreise schenkte ich ihr die, von ihr schon so lang ersehnten, Fesseln. Ringe! Freundschaftsringe trugen wir schon seit etlichen Jahren. Anfangs war es ein ganz billiges Paar für 12 Mark. Zwei Jahre später hatten wir sie gegen richtige ersetzt. Aber am Tag vor meiner Abreise fragte ich sie, ob sie meine Frau werden wolle. Und als ich ihr die Ringe hin hielt, da war es an ihr sprachlos zu sein. Sie konnte nur nicken. „Ja“ hat sie erst einige Minuten später sagen können. Und wie es sich gehört, hab ich dann bei ihren Eltern um ihre Hand angehalten. Und sie gaben uns ihren Segen. Geheiratet haben wir dann nach meiner Bundeswehrzeit. Sie sah so bezaubernd aus in ihrem weißen Kleid. Und sie trug es mit Stolz. Anfangs haben wir noch bei unseren Eltern gewohnt. 7 Monate lang. Dann hatten wir, mit Hilfe unserer Eltern, ein wunderschönes Nest gefunden. Vier Zimmer, Küche, Diele, Bad, großer Balkon und eine Garage. Damals 422 Mark kalt. Nach und nach haben wir alle Neuerungen eingebaut. Fußbodenheizung, Parket, Doppelverglasung, moderne Geräte in Küche, im Bad und im Wohnzimmer. Aber das, was sie sich von Anfang an gewünscht hatte, das bekam sie als erstes. Einen offenen Kamin im Wohnzimmer. Vor ihm haben wir oft gelegen und uns geliebt. Oder auf dem großen Sofa. Hier haben wir uns ständig aneinander gekuschelt. Und natürlich auch im Bett. Wir haben unserer Liebe freien Lauf gelassen. Auch wenn wir deshalb mehr als sonst waschen mußten. Aber dafür gab es ja eine Waschmaschine. Wir haben viel Geld in die Wohnung gesteckt. Dennoch ging es uns sehr gut. Schließlich waren wir beide berufstätig. Ein Zimmer hatte Helmi für Kundinnen, welche sie privat frisierte. So gingen der Betrag ihres Gehalts und das, was sie mit ihren Kundinnen verdiente, für die Wohnung, und mein Gehalt für unser Auskommen und zum Sparen drauf. Eigentlich hatten wir ja nur ein Konto. Aber so in etwa waren die Größen unserer Unkosten.
Als sie 27 war, kam sie eines Tages total niedergeschlagen zu mir in die Küche. Sie war früher von der Arbeit gekommen, während ich schon zu Hause war und das Abendessen kochte. Natürlich merkte ich gleich, daß etwas los war. Also hab ich sie in den Arm genommen und sie gefragt. Sie blickte zu Boden und schaute mich aus den Augenwinkeln an. Dann flüsterte sie: „Schatz, ich bin schwanger.“
Als wir wieder zu Atem kamen, sprang sie auf und rannte aus dem Schlafzimmer. Und als ich sie in der Küche lachen hörte, da wußte ich, daß wir heute auswärts essen würden. Das Essen war total verbrannt.
Während ihrer Schwangerschaft trug ich sie auf Händen. Na ja, das tat ich ja eigentlich schon seit dem Tag, als ich sie gefragt hatte. Sie genoß es immer, wenn ich sie umsorgte. Doch in der Zeit ihrer Schwangerschaft wollte sie wie immer mitarbeiten. Kochen, waschen putzen, Holz und Briketts aus dem Keller holen. Einiges tat sie ja schon vorher, aber nun nahm ich ihr so viel wie ich konnte ab. Schließlich, sie war im fünften Monat, da warf sie endlich das Handtuch. Sie setzte sich aufs Sofa, legte die Beine hoch und ich war der Herr der Wohnung, mit allen Pflichten. Jetzt endlich ließ sie mir freie Hand.
Unsere Tochter kam binnen drei Stunden. Ihre Wehen setzten mitten in der Nacht ein, wir fuhren ins Krankenhaus und morgens um vier Minuten nach fünf waren wir zu dritt. Ich war im Kreissaal bei ihr und hab unserer kleinen Maus die letzte Verbindung zu ihrer Mutter gekappt. Helmi hat ihre Arme ausgestreckt und ihre Hände auf und zu geklappt, weil ich so lange brauchte, um ihr die Maus zu bringen. Allerdings machte ich es wirklich sehr langsam. Ich wollte sie wirklich nicht hergeben. Aber die Augen meiner Frau waren stärker als meine Vaterliebe.
Wenn die Maus futterte, dann war sie bei ihr. Saubermachen war meine Sache. Baden unsere. Doch später, als die Zähnchen kamen, da bekam ich sie. Auf meinem Arm schlief sie immer sehr schnell ein. Mein Trick war: Das kalte Fenster in der Küche. Ihre schmerzende Backe legte die Maus an das kalte Glas und es tat nichtmehr weh. Ich hab ihr den Trick erst verraten, als die Zähnchen da waren.
„Miststück.“, lachte sie, „Na warte, beim nächsten kenn ich den Trick auch.“
Allerdings blieb es bei uns bei diesem einen Kind. Dafür bekam es aber von uns die Liebe für zehn.
Jetzt ist sie groß. Über 20, auf eigenen Füßen stehend. Aber sie kommt immer wieder zu uns und schmust mit uns wie in früheren Tagen. Für uns ist sie noch immer unser kleines Mädchen.
Ach ja.
Nach dem Absatz, nach dem Gedicht, er hört auf mit: „Aber wenn, dann war das doch nur ein Versehen gewesen. Eine Verwechslung!“ Ab da ist alles erfunden.
Ich war zu feige ihr einen Brief zu schreiben. Zwar hätte ich dann gewußt, ob oder ob nicht, hätte Klarheit gehabt. Aber ich war zu feige. Erst als sie 46 war, hab ich sie am Telefon gesprochen. Ich hatte recherchiert und erfahren wo sie wohnte. Dann hab ich ihr einen Brief geschrieben. Suche nach Klassenkameraden hatte ich geschrieben. Es hat sehr lange gedauert, bis das ich ihn ausdruckte. In schöner Schreibschrift. Und nochmal so lange hatte es gedauert, bis das ich ihn einwarf. Und wie bei meinem „erfundenen“ Liebesbrief, bereute ich es schon, noch bevor der Brief im Kasten den Boden berührt hatte. Wenige Tage später schellte das Telefon. Noch bevor ich am Apparat war, wußte ich schon wer dran war. Sie! Ein Schauer lief mir über den Rücken, als sie sagte: Dann bin ich die Helmi“. Aus dem Gespräch heraus weiß ich, daß sie verheiratet ist und eine erwachsene Tochter hat. Aber leider nicht mit und von mir.
Das ich aber seit der Schulzeit, jeden Tag an sie denke, sie jede Nacht in meinem Arm liegt, seit damals, das habe ich ihr nicht gestanden. Denn:
Ihr gegenüber bin ich der schüchterner Feigling geblieben.