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Hannas Entwicklung geht weiter

Als Hannas Mutter ihre Tochter am Sonntagnachmittag am Ausgang des Schulgeländes abholte, regnete es in Strömen. Im Rückspiegel beobachtete sie, wie ihre Tochter mit übergeschlagener Jacke, ihrer Reisetasche in der Hand und Schlafsack unter dem Arm auf ihr Auto zugelaufen kam. Von Innen betätigte sie den Drücker für den Kofferraumdeckel, der sich daraufhin wie von Geisterhand öffnete. Wortlos stieg Hanna ein, setzte sich auf den Beifahrersitz und mummelte sich in die vom Regen durchnässte Jacke ein.

„Mich freut auch, dich zu sehen.“, sagte ihre Mutter gespielt freundlich. „Es wird Zeit für den Führerschein, meinst du nicht auch?“ Ihre Tochter blieb stumm, schnallte sich den Gurt um und wartete entnervt, dass es endlich losging. Die Erlebnisse der letzten Stunden hatten sie sichtlich mitgenommen. Zuerst die Szene mit Sam und dann die anschließenden letzten Proben hatten es in sich gehabt.

„Hallo Mutter, sehr lieb von dir, dass du mich abholst. Von mir aus können wir gerne fahren.“ Ihre Stimme klang genervt.

Carla startete den Motor und fuhr los. Carla, Hannas Mutter, kannte ihre Tochter sehr genau und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Es war nicht nur der Regen, der die junge Frau so genervt aussehen ließ, aber ihre Mutter wusste genau, dass es nicht gut wäre, jetzt danach zu fragen. Ohne ein Wort mit ihrer Tochter zu wechseln, bewegte sie den Wagen auf die Ausfallstraße, wo es mit einem Mal aufhörte zu regnen und die Sonne sich den Weg durch die Wolken bahnte.

„Ich mache dir zu Hause zuerst mal einen heißen Tee, während du unter die Dusche gehst und dann sprechen wir. Okay?“

Hanna nickte zustimmend, während eine kleine Träne ihr über die Wange lief. Im Moment ärgerte sie sich am meisten über sich selber, über ihre Naivität und darüber, dass sie immer versuchte, gut zu allen zu sein, auch, wenn man sie selber schlecht zu behandeln schien. Auf das Wochenende hatte sie sich eigentlich sehr gefreut, die Schauspielerei war immerhin mehr als ein Hobby von ihr.

Die Einladung von ihrer Deutschlehrerin und die motivierenden Worte von ihr hatten die Hoffnung in ihr geweckt, dass sie wirklich Talent hatte, und das daraus mehr werden konnte als nur ein Hobby. Dann hatte sie Sam getroffen, in den sie sich Hals über Kopf verknallt hatte, obwohl sie Männer bisher nicht sehr interessiert hatten. Mit ihm hatte sie die Nacht verbracht und dann… Der Träne folgte eine weitere und dann noch eine. Enttäuscht von der Welt, von Frau Heinzen, von Sam und von sich selbst nahm sie gar nicht wahr, dass der Himmel sie anlachte.

Zu Hause angekommen, nahm sie ihre Tasche aus dem Kofferraum und rannte sofort die Treppe hoch zu ihrem Zimmer. Sie zog die immer noch nassen Klamotten aus und ging sofort ins Bad. Das heiße Wasser würde ihr, ihrem Körper und ihrer Seele guttun. Die Entspannung trat ein, als das warme Wasser ihre Füße umspülte.

Vor ihrem geistigen Auge spielte sich die Szenerie in der Schwimmhalle nochmals ab. Sie war aus dem Umkleidebereich gekommen, nachdem sie geduscht hatte.

Sam und sie hatten sich vorher geliebt, sie hatte sich ihm hingegeben und die herrlichsten Gefühle erlebt, die sie bisher je verspürt hatte. Auf einmal hatte sie ihren Augen nicht trauen können. An dem Platz, an dem sie sich vorher geliebt hatten, an ihrem intimen Platz lag Sam und auf ihm saß eine nackte Frau und sie hatten Sex. In diesem Moment war ihr Herz in zwei Teile zerrissen.

Er lag einfach da und ließ es zu, dass diese Frau auf ihm saß und eindeutig ihr Becken auf und ab bewegte, obwohl sie, Hanna, es doch war, die er angeblich liebte. Es war nicht mal zwei Stunden vergangen, da hatte er, als erster Mann in ihrem Leben, ihre volle Leidenschaft entdecken dürfen und jetzt, wo sie gerade mal nicht im Raum war, ließ er sich von einer anderen Frau vögeln. Ja, vögeln, anders konnte man das nicht beschreiben. Es war purer Sex, ohne Liebe, ohne Sinnlichkeit, einfach ein mechanischer Akt, der dazu führen sollte, dass man schnellstmöglich zum Ende kommt.

Ihr Magen drehte sich, alles um sie herum drehte sich und sie starrte wie angewurzelt auf die beiden. Dass die Kerzen, die sie eigens dafür aufgestellt hatte, eine romantische Atmosphäre zu schaffen, eine um die andere ausbrannten, nahm Hanna in diesem Moment nur beiläufig wahr. Was sie wahrnahm war nur, dass es dunkler wurde und nur noch der Mondschein und der Schein des Lichts, das von hinter ihr in die Halle fiel, dafür sorgte, dass sie eine vage Ahnung davon hatte, was dort geschah.

Ob sie einer der beiden gesehen hatte, wusste sie nicht, jedenfalls hatte Sam mit einem Mal, die Frau an der Hüfte festgehalten. Sie war von ihm hinuntergestiegen oder umgefallen, das war für Hanna nicht eindeutig zu erkennen gewesen. Vorher hatte die Frau heftig angefangen zu stöhnen, so, als habe sie ihr Ziel erreicht. Das war der Moment, in dem Hanna voll Entsetzen seinen Namen gerufen und ihn angeschrien hatte, was er denn da mache. Was für eine blöde Frage, hatte sie doch gesehen, was die beiden da machten. Erschrocken war Sam aufgesprungen und war auf sie zugelaufen. Erwacht aus ihrer Trance, hatte sie sich ihre Kleider gepackt und war zu der Tür gerannt, die sie nach draußen bringen sollte. Sie wollte weg, einfach nur weg.

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„War es so schlimm?“ Leise vernahm sie eine Stimme. In der Tür stand ihre Mutter, als sie die Augen aufschlug, und sie hielt ihr ein großes Handtuch hin. Hanna drehte das Wasser ab und nahm die Einladung gerne an, wollte das Handtuch nehmen und landete schließlich in der festen Umarmung ihrer Mutter. Zunächst zögerte sie, doch es tat so gut, jetzt von jemandem so festgehalten zu werden, der es wirklich gut mit einem meinte. Wenn die ganze Welt schlecht war, fühlte sie sich bei ihrer Mutter immer geborgen.

Minuten später saßen beide in der Küche. Niemand sagte etwas, Hanna schlürfte nur ihren Tee.

Carla fragte nicht, sie schaute ihre Tochter nur an. Obwohl sie nicht wusste, warum es ihr so schlecht ging, so wusste sie ganz genau, dass jemand sie sehr enttäuscht haben musste. Und dass es sich um eine Herzensangelegenheit handeln musste, wusste sie auch. Alles andere hätte Hanna sachlich behandelt und auf keinen Fall derart emotional reagiert. Carla war erst 42 und selber noch nicht zu alt, um sich gut an Enttäuschungen zu erinnern, die sie in ihrem Leben erfahren hatte.

Vor drei Jahren hatte Hannas Vater sie mit ihr und deren Bruder Matthias sitzen lassen. Ihr Zusammenleben war zwar schon seit langer Zeit nicht mehr das, was man sich unter einer glücklichen Familie vorstellen würde, aber eine Mutter mit zwei Heranwachsenden sitzen zu lassen ist alles andere als verantwortungsbewusst. Darauf war eine sehr harte Zeit gefolgt.

Hanna schaute in die gütlichen Augen ihrer Mutter, die keine Fragen stellte, die nichts in Zweifel zog, deren Blick sie aber auf nette Weise aufforderte, ihr Herz auszuschütten. Jetzt war sie endlich 18 und erwachsen und deshalb musste sie mit den Herausforderungen in ihrem Leben selber klarkommen, das wusste sie. Andererseits wollte sie jetzt ihrer Mutter aber erzählen, was passiert war.

Sie nahm noch einen großen Schluck und begann zu reden. Sie erzählte von Anja, von der bescheuerten Luisa, die bei ihrem ersten Treffen sich so unmöglich verhalten hatte, von Ilona und von Claire und Pauline. Dann erzählte sie von Sam. Hanna sah ihre Mutter an und, obwohl Carla keine Miene verzogen hatte, wusste sie, dass Carla sofort im Bilde war, um wen es sich handelte, über den sie sich so maßlos geärgert hatte.

Hinter der kleinen Stirnfalte ihrer Mutter glaubte Hanna deren Gedanken lesen zu können und es schien ihr unausweichlich, ihr von ihrem intimen Erlebnis zu erzählen. Insgeheim wollte sie das aber auch. Sie wollte ihr unbedingt sagen, dass sie mit einem Mann geschlafen hatte. Dieser Schritt schien so groß, dass so etwas in einer guten Beziehung zwischen Mutter und Tochter unbedingt ausgesprochen werden musste.

Ihre Erzählung blieb also beim Thema Sam hängen und schilderte nun die Begegnungen mit ihm. Einige Kleinigkeiten ließ sie natürlich aus, wie beispielsweise die kleinen oder auch größeren Berührungen mit stark erregendem Charakter. Der Umgang mit ihm, das geheimnisvolle an ihm, seine Reife, seine Bewegung, sein Geruch, all das hatte sie an ihm gemocht. Das alles hatte sie umwoben wie ein Schleier. Dann erzählte sie, dass sie sich in dem Kinderschwimmbecken im Keller der Turnhalle geliebt hatten, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich verliebt hatte, und dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben mit einem Mann, diesem miesen Kerl von Sam, geschlafen hatte.

Tränen liefen ihren Wangen entlang. Als sie erzählte, wie zärtlich, wie einfühlsam und wie liebevoll Sam gewesen war und wie schamlos dieses A***loch sie ausgenutzt und ihrer Unschuld beraubt hatte, um sie im nächsten sich bietenden Moment zu betrügen, als wäre es ihm nicht genug gewesen mit ihr. Und das alles da, wo sie vor kurzer Zeit noch eng umschlungen gelegen hatten, wo sie nur einige Meter von denen entfernt unter der Dusche gestanden hatte. Die Tränen brachen nur so aus ihr heraus. Carla nahm ihre Tochter beschützend in die Arme und drückte sie an sich.

„Männer sind eben doch keine guten Menschen, immer nur auf die Befriedigung ihrer Gier bedacht.“, schluchzte Hanna. Die Schulter ihrer Mutter war inzwischen vollkommen nass von Tränen. Sie tat ihr unendlich leid und es schmerzte sie vor allem, dass die erste Erfahrung in der Hinsicht derart negativ beladen waren. Was musste das für ein Volltrottel sein, mit dem ihre Tochter sich da eingelassen hatte. Tröstend strich Carla ihr über den Rücken.

‚Die Arme.‘, dachte Carla und fühlte sich selbst ein wenig schuldig, hatte sie ihrer Tochter doch dazu geraten, an diesem Workshop teilzunehmen. „Möchtest du heute bei mir schlafen?“ Carla wollte sie jetzt auf keinen Fall alleine lassen. Heute Nacht sollte ihr kleines Mädchen geborgen und sicher in ihrem Arm schlafen können. Mehr als ein Nicken brachte sie nicht hervor.

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Im Bett schmiegte sie sich fest an ihre Mutter und schlief schnell ein, während Carla die Geschichte nicht losließ. So etwas hatte selbst sie noch nicht erlebt. Nachdem sie nochmal und nochmal Hannas Erzählung Revue passieren ließ, war sie fest entschlossen, sowohl Frau Heinzen, die Deutschlehrerin, als auch diesen Sam zur Rede zu stellen. Das wollte sie nicht auf sich und vor allem nicht auf ihrer Tochter sitzen lassen.

Am nächsten Morgen, als Carla die Augen aufschlug, lag Hanna noch immer an ihre Mutter gedrückt neben ihr. Sie entwand sich dem Griff, ohne ihre Tochter zu wecken, stand auf und ihr erster Schritt war, bei der Schule anzurufen und sie krank zu melden. Nachdem sie den Frühstückstisch gedeckt hatte, wartete sie, bis Hanna endlich aufgewacht war. Der Kaffee, den sie bis dahin schon getrunken hatte, machten sich bemerkbar. Sie war hellwach und fest entschlossen, nach dem Frühstück die Deutschlehrerin aufzusuchen und, obwohl sie ihrer Tochter unabdinglich vertraute und in keiner Weise an der Wahrhaftigkeit ihrer Schilderung Zweifel hatte, sich deren Wahrnehmung anzuhören.

„Ich hoffe, du hast gut geschlafen, mein Schatz. Ich habe dich erstmal krankgemeldet. Gleich muss ich in die Stadt, ich habe einen wichtigen Termin. Iss was und dann bin ich auch bald schon wieder bei dir und dann bereden wir, was wir machen. Wir könnten zum Beispiel eine große Tour mit dem Rad machen. Bewegung regt den Kreislauf an, das ist gesund. Was hältst du davon?“ Carla wartete keine Antwort ab, küsste ihre Tochter auf die Stirn und ließ kurz darauf die Tür ins Schloss fallen.

Die Gedanken an die Nacht ließen Hanna nicht los. Umgehend rief sie Anja an. Unbedingt wollte sie mit ihr sprechen, denn sie war im Moment die Einzige, außer ihrer Mutter, der sie vertraute. In der Nacht war sie mit den Kleidern unter dem Arm die Treppe hochgelaufen in die dunkle, nur vom Mond erhellte, Nacht. Hinter einem Strauch hatte sie sich angezogen und war umhergeirrt. Immer wieder dachte sie an Sam. Immer noch konnte sie nicht verstehen, was das passiert war.

War der tatsächlich so ein A***loch? Vorher war er so lieb gewesen, so zärtlich zu ihr, so leidenschaftlich. Wie konnte das sein, dass sich das von einem auf den anderen Moment geändert hatte? Aber sie hatte es gesehen, mit eigenen Augen hatte sie es gesehen. Zuerst beteuert er ihr, dass er sie liebt, bis sie sich ihm hingibt, und im nächsten Moment vögelt er eine andere und das genau an dem Platz, an dem sie vorher gelegen hatten. Wie tief muss man sinken, um so etwas zu tun, um sie dermaßen zu demütigen.

Die Tränen waren ihr in Bächen heruntergelaufen und vom Kinn auf ihr T-Shirt getropft. Wie lange sie kreuz und quer durchs Gelände gelaufen war, konnte sie beim besten Willen nicht sagen, aber irgendwann war ihr Anja in den Sinn gekommen. Sie war wahrscheinlich die Einzige, zu der sie jetzt gehen könnte. In der dunklen Turnhalle hatte sie nach deren Schlafplatz gesucht und, als sie sie gefunden hatte, war sie zu ihr gekrochen, ohne etwas zu sagen. Ihr warmer Körper hatte ihr gut getan bei so viel menschlicher Kälte.

——

„Hey Süße, wie geht es dir?“, sagte Anja, als sie Hannas Nummer im Display las.

„Hi, Anja, ich muss unbedingt mit jemandem sprechen.“ Ihre Stimme klang schon wieder sehr traurig.

„Soll ich zu dir kommen?“

„Nein, im Moment nicht. Meine Mom hat mich bei der Schule krankgemeldet und ist gerade gefahren. Wenn du magst, können wir uns treffen.“ Hanna wünschte sich, dass sie ja sagen würde.

„Ok, kennst du den kleinen Park am Wasserturm? Ich wäre in einer halben Stunde da. Schaffst du das?“

Ein hoffnungsvoller Hauch legte sich über Hannas Gesicht. „Sicher, bis gleich.“

Blitzschnell sprang sie auf, rannte in die Garage und schnappte sich das Rad.

In der Nacht hatte Anja den Reißverschluss des Schlafsacks geöffnet, den oberen Teil über Hanna gelegt und sie dicht an sich gezogen. Dann hatte sie ihren Arm um sie gelegt und sie tröstend an sich gedrückt. Das hatte so gutgetan, wie sie Anjas Hand auf ihrem Arm gespürt und wie sie ihren warmen Körper an ihrem Rücken angeschmiegt hatte. Und dann hatte sie ihr den Hinterkopf geküsst. Frauen, und besonders Anja, waren doch die besseren Menschen. In ihren Armen war sie eingeschlafen.

——-

Der Wasserturm war schon in Sicht, da sah sie Anja, die gerade mit ihrem Fahrrad um die Ecke bog. Ihr Haar flatterte im Wind. Sie war sehr schnell unterwegs, obwohl sie noch vor der verabredeten Zeit eintreffen würde. Aufgeregt sah sie sich um und erkannte Hanna, winkte ihr zu und wäre um ein Haar in ein parkendes Auto geknallt. Mit einer schnellen Bewegung des Lenkers blieb ihr das zum Glück erspart.

„Hi, das war aber knapp.“, lachte Anja. Beide hatten angehalten und schoben ihre Räder zu einem Pfahl, an dem sie sie anbinden konnten.

„Schön, dass du so schnell gekommen bist.“ Einer herzlichen Umarmung folgten Küsschen auf die linken und die rechten Wangen. Seit der Nacht, in der Hanna sich bei Anja im Schlafsack eingekuschelt hatte, waren sie so etwas wie Freundinnen geworden. Ohne genau zu wissen, was passiert war und warum sie so neben der Spur war, hatte diese sie am darauffolgenden Sonntag unter ihre schützenden Fittiche genommen. Immer, wenn jemand mit Hanna reden wollte, Sam, Claire, Ilona, hatte sie es verstanden, sich dazwischen zu mischen und sie aus der Situation zu befreien.

Für sie war es offensichtlich gewesen, mit wem ihre Freundin im Moment rein gar nicht reden wollte, und, ohne jeglichen Hintergrund zu haben, hatte sie sich um Hanna gekümmert. So einen großen Freundschaftsdienst hatte diese zu schätzen gewusst und sich herzlich von Anja verabschiedet. Sie wollten auf jeden Fall in Kontakt bleiben.

Jetzt gingen sie schweigend nebeneinander, ohne festes Ziel, den Weg entlang, bis Anja auf einem Mal stehen blieb und sich zu ihrer Freundin drehte. „Was ist denn los, du siehst ziemlich zerknittert aus.“

Hanna schossen schon wieder die Tränen in die Augen, woraufhin Anja sie in den Arm nahm und, wie schon in der Nacht, fest an sich drückte.

Als sie halbwegs wieder sprechen konnte, setzten sie sich auf eine Bank und Hanna begann zu erzählen: „Es geht um Sam.“ Anja wischte ihr liebevoll die Tränen aus dem Gesicht.

„Du hast dich richtig verliebt, oder?“ Hanna nickte. Sie wollte es ihrer Freundin unbedingt erzählen. Sich den Mist von der Seele reden, half schon immer.

„Ich hätte das nicht machen sollen, aber ich dachte, er sei der Richtige. Und ich dachte, es wäre an der Zeit. War wohl alles nichts.“ Anja hatte einen blassen Schimmer, was hätte passiert sein können, aber aus den Bruchstücken konnte sie nicht wirklich erkennen, was tatsächlich passiert war.

„Langsam, erzähl doch von Anfang an.“ Zärtlich legte sie Hanna einen Arm um die Schulter.

Wimmernd fuhr diese fort: „Es war so schön, wirklich es kribbelte überall, so wie Schmetterlinge im Bauch. Sam wollte nicht, aber ich habe gedrängt, habe mir von Ilona den Schlüssel für das Schwimmbad unter der Turnhalle geben lassen. Ich hatte alles vorbereitet, einen schönen Platz hergerichtet und Kerzen und so. Und, es war auch schön, sehr schön sogar. Er war so liebevoll, so zärtlich, er ist total auf mich eingegangen, hat alles richtig gemacht. Dann war ich duschen und, als ich zurückkam, saß die Frau auf ihm und er hat sich von ihr vögeln lassen.“ Hanna brach erneut in Tränen aus.

Anja kannte immer noch nicht alle Einzelheiten, aber das, was sie ihr erzählte, reichte, um sich ein Bild zu machen. Das war echt der Hammer. So hatte sie Sam in den letzten Tagen nicht kennengelernt. Und wer sollte diese Frau gewesen sein, von der Hanna sprach? Sie hatte ihre Freundin jetzt fest an sich gedrückt und so saßen sie eine ganze Weile auf der Bank. Sie konnte es nicht verhehlen, irgendwie genoss sie, wie sie Hanna im Arm hielt. Schon in der Nacht, als sie in ihren Schlafsack gekrochen und sich an sie geschmiegt hatte, spürte sie so ein eigenartiges Gefühl.

Es war schwer zu beschreiben, ging aber deutlich über Fürsorge hinaus. Ihre körperliche Nähe, die Wärme, die Zartheit der Haut, die sie gestreichelt hatte, während Hanna eingeschlafen war und der Duft ihrer Haare, die kleinen unscheinbaren Bewegungen, das alles hatte bei ihr ein Herzklopfen ausgelöst, was sie nicht wieder hatte einschlafen lassen. Vielleicht lag es daran, dass sie das Gefühl körperlicher Nähe zu lange vermisst hatte, gut möglich, dass sie sich danach sehnte, selbst angefasst und gestreichelt zu werden. Während Hanna schlief, war sie dem Gefühl ein wenig gefolgt und hatte ihre Hände über ihren Körper fließen lassen. Sie war schön, sehr schön.

Auch jetzt ließ sie ihre Hand über ihren Rücken gleiten, es war angebracht in dieser Situation, ihre Freundin zu trösten. Insgeheim genoss sie aber auch, die Konturen zu spüren, die sich unter Hannas Shirt abzeichneten, ihre Haut zu spüren, die unter dem Stoff verborgen lag und ihren Kopf an der eigenen Schulter zu tätscheln, das Haar zu streichen, das an ihrem Hals kitzelte. Jetzt legte auch Hanna ihre Arme um Anjas Taille und, wenn man nicht wusste, dass es sich hier um eine freundschaftliche Geste handelte, einer hilfebedürftigen jungen Frau, die betrogen worden war, und ihrer Freundin, die sie dabei unterstützte, dieses Erlebnis zu verarbeiten, man hätte eher an ein verliebtes Paar gedacht, das hier in inniger Umarmung auf der Bank im Park saß.

„Ich habe dich echt lieb, du bist eine wirkliche Freundin.“, nuschelte es auf Anjas Schulter und der erste Teil des Eingeständnisses traf sie wie ein Schlag auf den Hinterkopf. In ihr reifte die Erkenntnis, dass Hanna vielleicht nicht nur eine Freundin war. Augenblicklich löste sie den Griff, sie wollte in ihr Gesicht sehen, wollte sehen, wie es ihr ging, ob es ihr etwa auch so ging wie ihr selbst. In den verheulten Augen war allerdings nichts zu erkennen, was aussah wie freudige Erwartung, wie menschliche Zuneigung, wie Sehnsucht nach Zärtlichkeit. Anja musste ihre Gefühle unter Kontrolle halten, die passten hier jetzt tatsächlich nicht hin.

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