Noch ein paar nützliche Tipps
Nachdem der erste Teil ganz gut angekommen ist, folgen nun weitere Tipps und Hinweise, wie man einen Text noch besser ausgestalten kann. Bei meinen ersten Ausführungen habe ich einen wichtigen Punkt völlig vergessen und hole das hiermit nach.
1. Überprüft den Füllwörteranteil eurer Texte
Bei jedem Text prüfe ich vor der Veröffentlichung den Füllwortanteil. Keine Ahnung, warum mir das bei meinem ersten Ratgeber durchgerutscht ist. Was sind Füllwörter? Sie werden auch Blähwörter genannt und können im Satz eigentlich (Achtung: Füllwort!) weggelassen werden, ohne den Sinngehalt zu verändern. Laut Duden haben Füllwörter einen geringen Aussagewert und sind für das Verständnis nicht notwendig.
Die meisten Autoren verwenden diese Füllwörter automatisch und sind sich gar nicht bewusst, dass sich das negativ auf den Schreibstil auswirkt. Ein Satz ohne überflüssige Füllwörter klingt knackiger und auf den Punkt gebracht.
Beispiele:
Er fand sie eigentlich ganz sexy.
Er fand sie sexy.
Sie hatte durchaus schöne Beine.
Sie hatte schöne Beine.
Sie fand ihn sehr attraktiv.
Sie fand ihn attraktiv.
Zweifelsohne gefiel er ihr.
Er gefiel ihr.
Sie hatte ihn praktisch aufgegeilt.
Sie hatte ihn aufgegeilt.
Abgesehen davon, dass man die Füllwörter im Kontext nicht benötigt, relativieren sie sogar die Aussage. „Er fand sie eigentlich ganz sexy“ drückt es so aus, als ob man Einschränkungen machen müsste. Entweder man findet etwas sexy oder eben nicht. Man ist ja auch nicht nur ein bisschen schwanger.
Ich überprüfe jede Veröffentlichung auf Füllwörter und trenne mich von ihnen, wenn ich mich der Empfehlung des Prüfprogramms anschließen kann. Natürlich glaube ich nicht blind alles, was man mir vorschlägt, aber oftmals folge ich dem Hinweis und verbessere die Qualität meines Textes nachhaltig.
Ein Füllwortanteil unter 10 % sollte angestrebt werden. Je mehr Dialoge im Text enthalten sind, umso höher darf der Anteil der Füllwörter sein, denn wenn wir reden, achten wir nicht darauf, ob wir Füllwörter nutzen. In Dialogen sollten sie daher ihren Platz haben, dort wirken sie authentisch.
Quelle im Netz:schreiblabor com/fuellwoerter-test
Einfach mal einen fertigen Text überprüfen lassen und sich wundern, was alles gestrichen werden könnte. Aber bloß nicht alles eliminieren, was markiert ist. Hier muss man auch den gesunden Menschenverstand bemühen.
2. Anzahl der Charaktere
Man sollte aufpassen, nicht zu viele Personen in eine Geschichte zu packen. Mama, Papa, Tochter, Sohn, Tante, Onkel, Oma, Opa, der Nachbar, der Arbeitskollege, dessen Chef … Wenn sich der Leser Notizen machen muss, um nicht den Überblick zu verlieren, dann läuft etwas falsch.
Mancher Autor glaubt, neue Charaktere in die Geschichte integrieren zu müssen, um neuen Schwung hineinzubringen. Das funktioniert dann, wenn die bisherigen Protagonisten in den Hintergrund rücken. Wenn aber alle bisher aufgetretenen Personen immer wieder in der Story erscheinen, wird das zu unübersichtlich. Können nur neue Charaktere die Story retten? In dem Fall könnte man sich die Frage stellen, ob die Geschichte nicht auserzählt ist und man sich nicht doch besser einem anderen Setting widmen sollte.
3. Namen der Protagonisten
Es wirkt immer ein wenig deplatziert, wenn Namen verwendet werden, die nicht zum Alter der Protagonisten passen. Man trifft heutzutage in der realen Welt selten auf einen 67-jährigen Kevin (das mag in 40 Jahren anders aussehen). Ein 18-jähriger Horst-Günther ist auch eher ungewöhnlich. Zeitlose Namen wie Marie oder Maria funktionieren eigentlich immer.
Sind Chris, Sam und Alex nun Männer oder Frauen? Handelt es sich in Wahrheit um Christiane, Samatha und Alexandra? Geschlechtsneutrale Vornamen ohne weitere konkrete Hinweise lassen den Leser irritiert zurück, daher unbedingt darauf achten, dass das Geschlecht erkennbar ist.
Hilfreich ist auch, keine ähnlichen Namen zu verwenden, um Verwechslungen vorzubeugen.
Ute und Ulla
Sarah und Saskia
Carla und Cora
Maike und Mareike
Tanja und Tatjana
Mandy und Sandy
Ich empfehle, bei der Wahl der Namen keine gleichen Anfangsbuchstaben zu verwenden. Selbst Lena und Lisa klingen zu ähnlich. Besser Lena und Sabine.
4. Wer spricht da?
Bei Texten aus der EGO-Perspektive wird nicht immer sogleich klar, ob Männlein oder Weiblein von sich reden. Oftmals erfährt man erst im vierten Absatz, dass hier ein Mann spricht, obwohl man sich vielleicht die ganze Zeit eine Frau vorgestellt hat. Abhilfe könnten zu Beginn einzelne Sätze wie diese schaffen.
„Mein Name ist Sarah und das ist meine Geschichte.“
„Wenn ich an die zurückliegenden Tage denke, fängt meine Muschi wieder an zu jucken.“
5. Zweideutige Formulierungen vermeiden
„Er überreichte ihr den Dildo. Sie setzte sich auf ihn.“
Auf den Dildo oder auf den Freund?
„Sie streichelte ihre Brüste.“
Wenn zwei Frauen zugange sind, wird nicht klar, ob sie die eigenen oder die der Partnerin streichelt.
„Er schob ihr den Schwanz tief in die Möse. Sie schrie vor Wollust auf.“
Wer jetzt? Die Frau oder deren südliche Körperöffnung?
6. Wortwiederholungen vermeiden, Synonyme finden
„Er legte seine Finger auf ihre Muschi. Die Muschi war bereits nass. Er beugte sich zwischen ihre Schenkel und blies seinen heißen Atem auf die Muschi.“
Hier haben wir es mit einem starken Muschi-Überfluss zu tun.
„Er streichelte seine Freundin, sie reagierte mit entspannten Seufzern. Nun streichelte er die Schenkelinnenseiten. Später revanchierte sie sich mit vorsichtigen Streicheleinheiten.“
Hier wird ein bisschen viel gestreichelt. Warum nicht berührt, angefasst, gereizt?
7. Satzbeginn abwechselnd gestalten
Oftmals ist man sich das beim Schreiben gar nicht bewusst, aber wenn man genauer hinschaut, stellt man fest, dass man beim Bilden der Sätze nicht sehr kreativ gewesen ist. Drei aufeinander folgende Sätze beginnen gleich.
„Sie sagte ihm, dass sie ihn spüren wollte. Sie spreizte einladend die Schenkel. Sie wollte ihn unbedingt in sich spüren.“
Besser:
Sie sagte … Einladend spreizte sie … Sarah wollte …
8. Sprecht die Sprache des Volkes
Sorry dafür, helios53 und Sena78, dass ich ausgerechnet eure Beispiele anführe, aber die waren mir präsent.
Wer weiß, was „Ukas“ und „Jokus“ bedeuten? Ihr habt diese Ausdrücke wie selbstverständlich in euren Texten verwendet. Ich bin mir sicher, dass 90 % der Leser keine Ahnung haben, was es genau bedeutet, maximal hat man vielleicht eine Ahnung aufgrund des Zusammenhangs.
Warum sollte man auf eher unbekannte Fremdwörter verzichten? Zum einen lässt man viele Leser ratlos zurück oder zwingt sie zu „googeln“. Zudem entsteht bei den Lesern der Eindruck, dass die Autoren gebildet sind und das auch heraushängen lassen. Das mag nicht immer gut ankommen.
Auflösung:
Ukas:(scherzhaft) Anordnung/Erlass
Jokus:(umgangssprachlich) sich einen Spaß erlauben
9. Keine regionalen Ausdrücke verwenden
Problematisch sind meiner Meinung nach Begriffe, die stark regional geprägt sind. Ob nun in Ostfriesland, im Ruhrpott, im tiefsten Bayern oder in Österreich. Überall findet man Ausdrücke, die dort wie selbstverständlich benutzt werden. Leider versteht man das nicht, wenn man von außerhalb kommt.
Weiß jeder, was eine „Fleischpflanzerl“ ist? Ich kenne diese unter dem Begriff Frikadelle.
Und warum heißt das Brötchen woanders Schrippe, Krossen, Rundstück oder Semmel?
10. Szenenwechsel skizzieren
Lag das Liebespaar gerade noch auf der Couch und befummelte sich, sollten sie im nächsten Satz nicht das Bettlaken im Schlafzimmer zerwühlen. Schon gar nicht, wenn es der Autor versäumt hat, den Szenenwechsel zu beschreiben.
Oftmals denkt sich der Autor, dass zwischen den beiden Szenen etwas geschehen ist, er schreibt es aber nicht auf. Hier steht der Leser irritiert da und glaubt, etwas verpasst zu haben.
11. Keine Deja-Vus schaffen
Blöd ist auch, wenn der Mann seiner Angebeteten auf der Couch das Höschen ausgezogen hat und es ihr im Schlafzimmer ein weiteres Mal vom Hintern streifen möchte. OK – sie hatte vielleicht zwei an?
Gerade wenn man die Geschichte nicht in einem Rutsch schreibt, kann es passieren, dass man beim Fortsetzen die letzten Sätze gar nicht mehr auf dem Schirm hat. Daher nach einer Pause unbedingt das bisher Geschriebene Revue passieren lassen. Auch bietet sich eine gründliche Endkontrolle der Ereignisse in mehreren Durchgängen an.
12. Welche Zeitform wählen?
Die meisten Geschichten sind in der Vergangenheitsform geschrieben. Das funktioniert sowohl aus der EGO-Perspektive als auch aus der Perspektive des allwissenden Erzählers. Beschreibe ich allerdings Szenen, die noch weiter zurückliegen, sollte ich das durch die Wahl der Vorvergangenheit entsprechend kennzeichnen.
„Ich schlief mit meiner Frau, nachdem ich sie letzte Woche mit meiner Geliebten betrogen hatte.“
„Ich schlief“ wäre die Vergangenheitsform, „betrogen hatte“ ist die Vorvergangenheit.
Falsch wäre: „Ich schlief mit meiner Frau, nachdem ich sie letzte Woche betrog.“
Da das Thema rund um das schöne Plusquamperfekt (Vorvergangenheit) keine leichte Kost darstellt, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Jeder Autor sollte allerdings bei Rückblicken in die Vorvergangenheit sensibilisiert sein und die möglichst richtige Zeitform wählen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich wohl auch weniger an die Regeln halte und mich vielmehr auf mein Gefühl beim Schreiben verlasse.
Geschichten können auch in der Gegenwartsform geschrieben werden. Ich habe das allerdings nur selten getan. Die Vergangenheitsform schien mit stets die erste Wahl zu sein.
13. Bleibt glaubwürdig
Eine Geschichte, die in der Gegenwart spielt und keine Fantasy-Elemente aufweist, sollte möglichst realistisch angelegt werden. Ich habe mal bei einem Autor gelesen, wie Mutter und Sohn nackt hintereinander gelaufen sind. Der Sohn ist gestolpert, er fiel zwischen ihre Schenkel, sein Schwanz wurde sogleich hart. Er drang direkt in die mütterliche Muschi ein und spritzte im gleichen Moment ab.
Ich würde ja sagen, dass dieser Ablauf an den Haaren herbeigezogen und vollkommen unglaubwürdig ist. Erstaunlicherweise erfreute sich diese Geschichte großer Beliebtheit, wurde gut bewertet und von mehreren Lesern mit dem Prädikat „extrem geil“ ausgezeichnet. Wahrscheinlich liegt es am Leser und seiner Bereitschaft, unrealistische Abläufe zu verzeihen, solange es geil ist.
14. Nicht über Dinge schreiben, von denen man keine Ahnung hat
Natürlich darf ich als männlicher Autor über lesbischen Sex schreiben, auch wenn ich ihn niemals aus eigenem Zutun erleben kann. Nicht zuletzt, weil in fast jedem Pornofilm eine lesbische Szene enthalten ist, kann man sich ganz gut vorstellen, was zwischen zwei Damen abgehen könnte. Möchte man allerdings über Themen wie BDSM, Natursekt oder andere verrückte Fetische schreiben, sollte man sich zumindest gründlich informieren, um den im Thema stehenden Lesern nicht ein vollkommen falsches Bild zu skizzieren. Wenn der Leser das Gelesene so überhaupt nicht mit den eigenen Erfahrungen in Einklang bringen kann, wird er kaum zufrieden sein.
15. Text in Absätze unterteilen
Es erschwert die Lektüre, wenn auf regelmäßige Absätze verzichtet wird. Ich bemühe mich, die Absätze an Situationen anzupassen. Die Beteiligten sitzen auf der Couch, trinken etwas und unterhalten sich. Sobald einer aufsteht, beginnt eine neue Situation, die man mit einem neuen Absatz einläuten kann. Es gibt aus meiner Sicht keinen zwingenden festen Wert an Zeilen, aber alles zwischen 8 und 15 ist schon gut und erhöht die Lesbarkeit.
16. Korrekte Kategorie wählen
Manche Geschichten lassen sich in mehrere Rubriken einordnen. Eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter kann unter Lesbisch eingereicht werden. Aber auch unter Inzest/Tabu, denn für viele Leser stellt diese Konstellation einen Tabubruch dar. Wenn die beiden Frauen es in der Öffentlichkeit miteinander treiben, würde auch Exhibitionist & Voyeur passen. Ist eine der Frauen sehr reif, würde sogar Betagt passen.
Geschichten sollten unbedingt da untergebracht werden, wo sie hinpassen. Eine heiße Sexbeziehung zwischen Vater und Tochter gehört in Inzest/Tabus und nicht unter „Erotische Verbindung“ präsentiert. Leser, die nichts mit Familienkram zu tun haben wollen, möchten nicht ungewollt über diese Texte stolpern. Auch Vergewaltigungsszenarien sollten nur die Leser erreichen, die sich für das Thema interessieren. Sonst kann es schon mal passieren, dass man eine schlechte Bewertung für die Story erhält, nur weil sie nicht dort steht, wo man sie erwartet hätte.
Unter „Nicht festgelegt“ verbirgt sich nicht, wie ich anfänglich dachte, ein Joker. „Nicht festgelegt“ bedeutet nicht, es passt nirgendwo anders hin, also kannst du es hier einstellen. Wir haben es hier mit einem Übersetzungsfehler aus dem Englischen zu tun. Gemeint ist dem Grunde nach „nicht einvernehmlicher Sex“, also jedes Vergewaltigungsszenario.
Ich hoffe, der ein oder andere Autor kann etwas mit den Hinweisen anfangen. Natürlich kann man beim Schreiben nicht an alles denken, nicht alles richtig machen. Vielleicht gelingt es, mit jedem neuen Text ein Stück mehr Perfektion zu erlangen. Zu erwarten, dass bereits der erste Versuch zu 100 % gelingt, ist utopisch. Außerdem … Wenn schon die erste Story fehlerfrei ist … Welche Ziele hätte man dann noch?