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Manfred saß im Sessel seiner Steuerzentrale und sah die Alarme der Sicherheitskameras durch. In der Innenzone war in der Nacht alles ruhig gewesen, in der Außenzone hatte es wie üblich einige Auslösungen der Frühwarn-Sensoren gegeben. Meistens waren es nur Tiere, aber hin und wieder hatte er auch schon Marauder beobachtet wie sie das Gelände nach verdeckten Möglichkeiten absuchten, sich der Innenzone unbemerkt zu nähern.

Arme Irre, dachte er leicht amüsiert, während sie dachten, dass seine Überwachung erst an der Innenzone beginnen würde, erfasste er sie bereits über eineinhalb Kilometer früher, wo die nicht besonders gekennzeichnete Außenzone der Station begann. Er beschoss sie aber erst, wenn sie die Grenzmarkierung der Innenzone bei einem Kilometer Abstand missachteten.

Anfangs hatten sie einige Male versucht, mit Gewalt und schnellen Autos zum Tor durchzubrechen, aber die schweren Gatling-Kanonen, die Manfred aus mehreren Hubschraubern ausgebaut und gut getarnt oben im Fels postiert hatte, hatten ihre Fahrzeuge mit allem was drinnen war schon wenige Meter hinter der Grenzmarkierung zu skurril verformten Klumpen aus Metall, Kunststoff und Biomasse zusamengeschossen.

Überhaupt schoss die KI, wenn sie auf Automatik gestellt war, gnadenlos auf alles, was größer als ein Feldhase war und die innere Grenzmarkierung auch nur einen Zentimeter weit überschritt. Sie verfehlte ihr Ziel so gut wie nie. Später kamen dann die Gärtner- und die Rasenmäher-Robots und räumten die Sauerei weg, sofern es die Wildtiere nicht schon vorher getan hatten. Im Fall der beiden völlig durchsiebten Army-Hummer hatte er die Wracks selbst geborgen, und als unmissverständliche letzte Warnung bei exakt einem Kilometer Abstand rechts und links der Straße aufgestellt. Bis auf eine Ausnahme hatten seither alle die sich auf der Straße der Station nähern wollten die Warnung verstanden und kehrt gemacht.

Manfred arbeitete sich jeden Morgen konzentriert durch alle Aufnahmen von verdächtigen Aktivitäten während der Nacht, selbst wenn sie noch so unbedeutend erschienen. Vom Tal zog oft Nebel herauf, er konnte förmlich riechen, wenn die Marauder in seinem Schutz irgendeine Teufelei ausheckten. Den Rest sagte ihm das hochempfindliche Radar, für das es keine Nacht und keinen Nebel gab. Vor Jahren hatten sie es einmal geschafft, eine Artilleriehaubitze heranzuschaffen, weiß der Teufel in welchem Depot sie die noch gefunden hatten. Gottlob hatten sie die Komplexität der Bedienung eines modernen Geschützes gnadenlos unterschätzt, der erste Schuss ging haushoch über die Station, der Zweite krachte harmlos in einen vorgelagerten Hügel, und zu einem Dritten kamen sie nicht mehr.

Marianne und Lisa waren inzwischen „shoppen“. Er hatte sie in ein leeres Büro gesetzt mit zwei Bildschirmen, auf denen er die Bekleidungslisten der Station freigeschaltet hatte. Jetzt scrollten sie durch die Seiten mit Bildern und Beschreibungen und suchten sich neue Outfits zusammen. Marianne war schnell durch, sie suchte sich zu seinem Bedauern weder das sexy Tennisdress noch die sexy Schwesterntracht aus, sondern eine bequeme Kombi aus erdfarbener Bundfaltenhose und weiter Bluse, darunter einen Satz einfache weiße Unterwäsche.

Lisa tat sich schwerer und blätterte lustlos von einer Seite zum Nächsten. Tja Mädel, dachte Manfred amüsiert, Armani und Lacoste ist gerade nicht lieferbar, und er wünschte sich, sie würde sich am Ende für eine eng anliegende, knielange Arbeitshose mit breiten Trägern entscheiden und sonst nichts. Natürlich wurde er enttäuscht, Lisa wurde bei den Sportklamotten fündig. Dort gab es zeitlos gut aussehende Sweatshirts und Sporthosen. Bei der Unterwäsche entschied sie sich gleich wie ihre Mutter, was nicht weiter verwunderlich war wenn man weiß, dass es in der Station von der Stange nur diese eine Sorte gab. Manfred nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit ladbare Muster von edler Spitzenwäsche zu suchen.

Während Marianne und Lisa weiternach Schuhen und sonstigen Accessoires suchten , widmete Manfred sich wieder seinen Aufnahmen. Eine hatte er sich für den Schluss aufgehoben, eine Innenkamera hatte, durch Bewegung ausgelöst, aufgezeichnet. Es war natürlich die aus dem Nebenzimmer der VIP-Suite, dasjenige welches sich Lisa ausgesucht hatte. Er hatte der Versuchung, ein braver Junge zu sein und ihre Privatsphäre zu respektieren erfolgreich widerstanden. Die Aussicht, vorab einen kleinen Blick auf Lisas blanke Haut werfen zu können war dann doch zu verlockend. Er überlegte sich, ob er etwas Gleitcreme und ein Handtuch bereit legen sollte, aber dann musste er sich eingestehen, dass Marianne in der Früh ganze Arbeit geleistet hatte, er war leer gesaugt bis auf den letzten Tropfen und vollkommen zufrieden.

Er klickte die Aufnahme, und notierte sofort mit Bedauern, dass Lisa sich samt dem Bademantel aufs Bett legte und das Licht löschte, im Nachtsichtmodus war das Bild doch wesentlich schlechter als bei vernünftiger Beleuchtung. Eine Weile lang passierte nichts, schon dachte er, sie wäre eingeschlafen, als sie ihre Hand in den Bademantel schob und sich zu streicheln begann. Er war sich wohl bewusst, welch heiße Show er und Marianne abgeliefert hatten, und er hatte gehofft, dass etwas derartiges passieren würde, aber jetzt wo es augenscheinlich los ging war er doch ein wenig überrascht, er hatte „Lisa The Snob“, wie er sie heimlich nannte, für völlig verklemmt gehalten. Nun ließ sie sogar den Bademantel beiseite gleiten, und zum ersten Mal sah er ihren atemberaubenden Körper vor sich.

Ihr Kopf ruhte in der Kapuze des Bademantels in einem Nest aus hellen Haaren, die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet konzentrierte sie sich offenbar auf das was ihre Berührungen in ihr auslösten. Sein gieriger Blick glitt über den schlanken Hals hinunter zu den vollen Brüsten, die fest und prall zu ihm hochschauten, gekrönt von zwei Nippeln, die sie gerade mit den Fingern bearbeitete. Er stellte sich vor, wie sie in seinen Armen liegen und ihren Busen zu ihm emporheben würde, damit er ihn pressen und durchkneten konnte, während sein Mund an ihren Nippeln saugte. In Gedanken legte er seine Hände um ihre schlanke Taille und hob ihren Körper zu sich, um sein Gesicht in ihr Geschlecht zu versenken und den Nektar der Götter aus ihr zu lecken. Als hätte sie seine Gedanken erraten, öffnete sie ihre Beine und er hatte einen fast ungehinderten Blick auf ihre geöffnete, feucht glitzernde Muschi. Zu seiner eigenen Überraschung spürte er, wie sich der Kleine in seiner Hose wieder zu regen begann.

Lange Minuten streichelte sie sich vor seinen Augen auf alle erdenklichen Arten, und sie schien auch unbedingt kommen zu wollen, aber es klappte nicht. Irgendwann gab sie auf, schlüpfte unter die Decke und versuchte zu schlafen.

Manfred lächelte versonnen, für den Anfang war das mehr als er gehofft hatte, aber er dachte dass ein wenig Nachhilfe nicht schaden würde.

Als beide Frauen ihre Warenkörbe schließlich abgeschickt hatten, sperrte er wie üblich alle Bildschirme und verließ die Sicherheitszentrale, um Marianne und Lisa abzuholen, und ihnen ihre endgültigen Quartiere zu zeigen. Vorher tippte ein allerdings einen Befehle in seine Konsole, der die beiden Orders auf „Pause“ stellte. Er wollte vor der Lieferung im Hintergrund noch einige nützliche Extras hinzufügen.

Als er ihren Raum betrat, erwarteten sie ihn schon ungeduldig. „Wo sind die Kleider?“, fragte Marianne, „Sie werden auf eure Zimmer geliefert“, war seine knappe Antwort. „Kommt mit, es wird Zeit, dass ihr eure Quartiere kennen lernt. Ihr habt doch sicher nichts gegen einen Schlafsaal mit Stockbetten?“

„Oooh.“ Marianne zog einen gespielten Flunsch, „ich will aber lieber in der tollen Suite bleiben“, maulte sie.

„Nicht dass ich das nicht auch gerne wollte,“, sagte er, „aber sie liegt zu weit entfernt vom Machtzentrum dieser Station. Wenn die Marauder kommen, und sie werden kommen, haben wir nicht ewig Zeit um die Verteidigung zu koordinieren. Deswegen liegen die Aufenthalts- Schlaf- und Kontrollräume dicht beieinander in günstiger Entfernung zu den Waffenkammern und den Energieversorgungs-Systemen. Aber wenn jemand möchte, und sich gut benommen hat, ist es sicher denkbar, dass bald ein weiterer kleiner Ausflug zur VIP-Suite genehmigt wird, natürlich unter meiner Begleitung und Obhut“.

Den Weg zum Wohn- und Kommandotrakt legten sie wieder mit einem Transporter zurück, und Manfred zeigte Marianne und Lisa auch gleich, wie man ihn bediente: man bestieg ihn, bekam eine Liste der Ziele die mit seinen Berechtigungen erreichbar waren auf dem Controller, wählte per Touch eins aus, und er schnallte einen automatisch fest und setzte sich in Bewegung. Kinderleicht. Wenn man über keine Berechtigung verfügte, war allerdings spätestens beim nächsten Sektionstor unweigerlich Schluss. Marianne wettete innerlich, dass jedes dieser massiven Tore auch über ein wirkungsvolles Verteidigungssystem verfügte, es musste für einen Angreifer, der irgendwie das äußere Tor hatte überwinden können unglaublich mühsam und verlustreich sein, sich im Inneren der Station voranzukämpfen.

Nach relativ kurzer Fahrt näherte die kleine Gruppe sich ihrem Ziel, man erkannte es unschwer daran, dass die Gänge in freundlicheren Farben gestrichen waren, und immer mehr Türen zu den Seiten hin abgingen. Hin und wieder sah man durch Glasfronten hindurch in verlassene Labore, wo allerlei rätselhafte Apparate aufgebaut waren. Obwohl alles relativ sauber aufgeräumt war konnte man doch sehen, dass die Forscher und Ingenieure, die hier einmal gearbeitet hatten, in aller Eile aufgebrochen waren. Als der große Crash losging, und die Nachrichten vom Zusammenbruch der Ordnung und von den Mord- und Plünderungswellen sich bis hierher verbreitet hatten, fuhren alle sofort los um ihre Familien und Freunde hierher zu retten.

Nur einer, Manfred der Hausmeister, der weder Freunde noch Familie hatte, blieb zurück mit dem Auftrag, bei ihrer Rückkehr die Verteidigung abzuschalten und das große Tor zu öffnen. Manfred wartete monatelang, keiner kam je zurück.

Dann tauchten die ersten Marauder-Trupps auf seinen Bildschirmen auf, und er wusste sein technisches Know-How über die Station und die in den endlosen Lagern liegenden Waffenprototypen optimal zu kombinieren. Keiner der Marauder, oder auch nur ein Teil von einem, hat es jemals annähernd bis an das große Eingangstor geschafft. Anfangs hatte er sie noch selbst erledigt, indem er sich mit einem Scharfschützengewehr oben auf einer Terrasse im Berghang postierte. Dann lernte er, wie man Computer programmiert, und überließ die Bewachung schließlich einem Automaten. Hin und wieder schoss er aber noch selber, um in Übung zu bleiben. So war es auch an jenem Tag gewesen, als Marianne und Lisa im Zielfernrohr seiner Dragunov aufgetaucht waren, und er spontan beschlossen hatte, sie nicht über den Haufen zu schießen, nachdem sie die innere Grenzmarkierung überschritten hatten.

Inzwischen waren sie in einem Korridor angelangt, der etwas umfangreicher dekoriert war als die Anderen, an den Wänden hingen Bilder, es gab einige Pflanzenkübel, und die Türblätter und Türdrücker sahen hochwertiger aus als bei den übrigen Quartieren. Offenbar waren das die Räume der Stationsleitung und der verantwortlichen Ingenieure gewesen. Manfred hatte die Zimmer des Chefingenieurs bezogen. „Das sind eure“, sagte er, und wies auf die beiden Türen die vor seiner links und rechts abzweigten. „Wir sind Nachbarn, also bitte nach 12 keine lauten Orgien mehr, außer ich bin dabei“.

Er zog einen weiteren Controller wie seinen aus der Brusttasche, reichte ihn Marianne, und machte eine einladende Bewegung zur Türe rechts von seiner. „Das ist Dein Reich“, sagte er. „Es ist das größte Apartment und gehörte früher dem Stationsleiter, der hier Gott, Jesus und die 12 Apostel in Personalunion war. Es hat die gediegenste Ausstattung, ich dachte, das wäre ganz nach Deinem Geschmack.“

Marianne hielt den Controller kurz an den Türsensor, und mit einem leisen „Klick“ entriegelte sich die Türe und ging automatisch auf. Auch das Licht ging automatisch an. Marianne betrat neugierig ihr Zimmer. Es war wirklich sehr groß, und die teure Einrichtung mit viel teurem Echtholz, Gold und Zierrat entsprach in etwa der, welche sie in der VIP-Suite genießen durfte. Es gab ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer mit riesigem Doppelbett, ein geräumiges Bad mit Wanne und Dusche, ein eigenes Ankleidezimmer, und eine Art Abstellkammer für privaten Krimskrams.

Das Wohnzimmer wurde dominiert von einer riesigen, gemütlichen Couch in U-Form mit modernem Glastisch, der aber in Richtung einer leeren Wand ausgerichtet war. Überhaupt fiel ihr sofort auf, dass nur die Zimmerecken möbliert waren, teils mit Regalen bis zur Decke, teils mit hohen Zimmerpflanzen, die Wände dazwischen waren aber völlig weiß, kahl und leer. Keine Bilder, keine Möbel, nichts. Er bemerkte ihren irritierten Blick, und bedeutete ihr, den Controller näher in Augenschein zu nehmen.

„Das ist nicht nur ein Schlüssel mit Deinen Berechtigungen“, erklärte Manfred, „sondern auch Deine Fernsteuerung und Deine Kommunikationseinheit, alles in einem. Alle Systeme in dieser Station sind miteinander vernetzt und können mit diesem einen Gerät kontrolliert und abgefragt werden. Im Moment ist der Raum im Energiesparmodus. Du erkennst es an der blauen Färbung des „Home“–Symbols auf dem Controller. Berühre es doch mal“.

Marianne wischte wie gewünscht leicht über das blaue Symbol. Es verfärbte sich grün, und um sie herum erwachte der Raum zum Leben. Unzählige verborgene Lichter zauberten verschiedene Lichtstimmungen in verschiedene Bereiche des Raumes. Am Eindrucksvollsten veränderten sich aber die Wände, es zeigte sich, dass sie riesige Bildschirme waren die vom Boden bis zur Decke reichten. Mit dem Controller konnte man zwischen hunderten realen und virtuellen Landschaften wählen, und zusätzliche Einbauten in der Soundanlage und in der Ventilation waren in der Lage, auf Wunsch passende Gerüche und Geräusche beizufügen.

Marianne hatte ein besonderes Luxusresort auf den Seychellen immer gern gemocht, und natürlich ließ es sich als digitales Modell abrufen. Sie war erfreut wie unglaublich realitätsnah das Erlebnis war, und gleichzeitig entsetzt darüber als ihr klar wurde, dass diejenigen, die sich eine solche Anlage leisten konnten, früher eigentlich überhaupt keinen Grund gehabt hatten, über Umweltschutz auch nur nachzudenken. Sie konnten sich jederzeit so viel unberührte Natur wie sie wollten in die Wände ihrer Villen programmieren lassen. „Das erklärt doch einiges,“ dachte sie, „wenn Greta das gewusst hätte…“

Natürlich konnten die Wände auch wie normale Bildschirme benützt werden, und man konnte — immer vorausgesetzt man hatte die notwendigen Berechtigungen – alle Funktionen der Station auf ihnen kontrollieren wie auf jedem anderen Terminal auch. Die Steuerung erfolgte entweder mit dem Controller oder durch Gesten, am Anfang kam sie sich etwas blöd vor, wie sie mit den Armen rudernd und fuchtelnd einzelne Seiten mittels Wischgesten durchblätterte. Einen Mausklick konnte man unter Anderem damit erreichen dass man eine Boxbewegung Richtung Bildschirm machte. Manfred zeigte ihr aber, dass man auch völlig entspannt irgendwo sitzen und mit minimalen Bewegungen einzelner Finger ebenfalls alles steuern konnte.

Die nächste Stunde waren Marianne und Lisa damit beschäftigt, mit Mariannes Wohnung zu spielen. Sie spielten mit den unzähligen Möglichkeiten der riesigen Bildschirme, erforschten die Mediendatenbanken mit umfangreichen Sammlungen von Literatur, Filmen und Musik und amüsierten sich über die automatische Inventarisierungs- und Bügelfunktionen der Schränke im Ankleidezimmer ebenso wie über die in die Badewanne und die Dusche integrierten automatischen Reinigungsprogramme. Als Marianne interessiert die Massagefunktionen probeweise anmachte, bekam Lisas Gesicht für einen Moment eine leicht rötliche Färbung, aber sie ließ sich ihr Interesse nicht anmerken.

Irgendwann fanden sie auch die Verbindung ins Internet. Teile davon waren dank seiner robusten Architektur immer noch aktiv, die Marauder-Clans nützen die Verbindungen für ihre Geschäfte untereinander und hielten es deswegen auch notdürftig am Laufen. Es stellte sich aber leider schnell heraus, dass von dem einstigen Netz aller Netze nur noch kleine Inselchen online waren. Darüber hinaus war die Verbindung so abgesichert, dass sie nur Seiten aufrufen und Links folgen konnten, aber selber keine Inhalte oder auch nur Tastenanschläge senden konnten. So verloren sie bald das Interesse und wendeten sich anderen Funktionen zu.

Seit sie in seiner Obhut waren hatte Manfred Marianne und Lisa nicht mehr so ausgelassen herumalbern sehen, und so ließ er sie mit der High-Tech Anlage Unfug treiben so lange sie wollten. Er verzichtete darauf ihnen die ernsteren Funktionen zu zeigen, zum Beispiel die Feuerleitanlage, wo man mit dem selben Fingerschnipsen, das sonst die Stereoanlage ein- und ausschaltete, auch einem Marauder ein 20mm Explosivgeschoss durch die Brust schießen konnte. Auch die Möglichkeiten, das Videobild jeder beliebige Überwachungskamera der Station auf eine oder alle Wände zu schalten erwähnte er nicht, diese Funktionen und viele mehr waren auf den Controllern den Frauen ohnehin mangels Zugangsberechtigung nicht verfügbar.

Lisa brannte immer mehr darauf, endlich ihr Zimmer zu sehen, und Manfred reichte ihr ihren Controller. Sie öffnete ihre Eingangstüre. Es erwartete sie eine geschmackvoll zusammengestellte Einrichtung aus weißem Schleiflack und Chrom, und noch mehr technischer Schnickschnack. „Es hat unserer Chefbiologin gehört“, erklärte Manfred, „ich fand, sie war eine bemerkenswerte Frau und ihr Stil war eher zu einer jungen Frau wie Dir passend als das Barocke, auf das eher Marianne steht.“

Lisas Zimmer war im Prinzip gleich aufgebaut wie die Anderen, hatte aber eine wesentlich modernere und nüchternere Einrichtung. Es gab also nicht viel Neues zu entdecken, und Lisa lümmelte sich auf eine gemütliche Couch, rief irgendeine alte Soap auf und blätterte gleichzeitig gelangweilt auf der anderen Wand in alten Ausgaben von Lifestyle- und Modemagazinen.

Manfred fand, es war Zeit, zum Ernst des Lebens zurückzukehren.

„Ich möchte euch eine Weile alleine lassen, ihr könnt gerne zusammen oder einzeln weiter forschen, ich habe noch zu arbeiten. Vorher möchte ich euch noch einige der ganz wichtigen Funktionen zeigen, und dann habt ihr sicher auch noch Fragen“.

Gehorsam konzentrierten sich Marianne, und Lisa verschob immerhin ihre Kopfhörer ein wenig, um Interesse zu heucheln.

„Zuallererst, ihr habt euren Controller immer bei euch, und verteidigt ihn mit eurem Leben. Ohne ihn kommt ihr in der Station keine 10 Meter weit bevor ihr in ernsthafte Schwierigkeiten geratet. Lediglich in eurem Zimmer könnt ihr etwas laxer damit umgehen und ihn irgendwo ablegen, dann wird er auch aufgeladen, aber versucht ihn möglichst immer in Sichtweite zu behalten. Außerhalb hakt ihr ihn mit dem Clip an euren Gürtel oder an der Brusttasche fest. Es gibt auch Kordeln zum Umhängen, wenn das jemandem lieber ist.“

Die Frauen nickten eifrig, aber irgendwie war sich Manfred sicher, dass nur Marianne richtig zugehört hatte.

„Dann kommen wir zu seinem Funktionsumfang“. Manfred war in seinem Element.

„Erstens die Alarmfunktion“, dozierte Manfred. „Sie ist lebenswichtig und daher nicht abschaltbar. Ich zeigs euch.“

Er öffnete mit seinem Controller auf einem der großen Bildschirme das Stationsmenü, darin das Sicherheitsmenü und dann „Probealarm“. Alle Controller verfärbten sich gleichzeitig gelb, begannen zu vibrieren, und ein dezenter Alarmton war zu hören.

„Das ist der äußere Alarm“, erklärte Manfred. „Die mögliche Bedrohung ist etwa 2,5km entfernt, also ist noch etwas Zeit. Ich hole mir dann den entsprechenden Alarm auf einen Bildschirm, analysiere die Bedrohung und beobachte wie sich die Lage weiter entwickelt. Meistens erledigen sich diese Alarme von selbst, dennoch solltet ihr euch darauf vorbereiten, dass ein innerer Alarm folgen könnte.“
In dem Moment wechselte der Probealarm auch schon vom äußeren zum inneren Alarm. Die Controller färbten sich leuchtend orange, und sowohl die Vibration als auch der Alarmton wurden wesentlich stärker und lauter.

„Da ist er schon. Er besagt, dass irgend etwas die innere 1km Zone erreicht und meine Grenzmarkeriung ignoriert hat. Ich nehme das sehr persönlich. Das ist der Punkt wo normalerweise die automatische Stationsverteidigung eingreift und jede potenzielle Gefahr ausschaltet. Was immer sich jetzt unautorisiert in der 1km Zone befindet wird von den Stationsgeschützen gnadenlos zersiebt.“

„Mehr als orangen Alarm hatten wir noch nie“, erzählte Manfred, „aber es gibt noch einen höheren Level.“

Die Controller wechselten zu einem leuchtenden Rot, mit durchdringendem Alarmton und einer Vibration, dass der Controller auf einer Tischplatte zu wandern beginnen würde. Selbst Lisa zuckte auf ihrer Couch zusammen und kam nicht umhin, sich dem Alarm zu widmen.

„Das ist ein Stationsalarm. Er wird ausgelöst, wenn sich die Bedrohung bereits im Inneren der Station verbreitet. Würde er anspringen, würdet ihr euch unverzüglich zum nächsten Schutzraum begeben und dort auf mich warten. Euer Controller zeigt euch, wo es lang geht. Ich kann die Position eurer Controller jederzeit orten und würde mich zu euch durchschlagen“.

„Nachdem ich auf dem schnellsten Weg zur Waffenkammer gelaufen wäre und mir dort ordentlich Feuerkraft geholt hätte.“, dachte er bei sich.

„Während eines richtigen Rotalarms ist der Aufenthalt in den Korridoren lebensgefährlich, die Station wird alles aufbieten was sie hat um jede erkannte Bedrohung zu eliminieren, sie wird wenn sie die Chance dazu bekommt voll besetzte Aufzüge abstürzen und tonnenschwere Tore auf Unautorisierte herunter krachen lassen, Korridore mit giftigem Gas füllen, auf alles schießen was sich bewegt, also einfach alles tun was sie kann um die Bedrohung auszuschalten. Passt bloß auf, dass ihr nicht versehentlich zwischen die Fronten geratet, Rücksicht auf unbeteiligte Zivilisten ist in dem Programm nicht vorgesehen.“

Marianne und Lisa sahen sich mit etwas mulmigem Gefühl um, dass jetzt im Moment möglicherwiese allerlei in den Wänden und Decken verborgene Waffen auf sie gerichtet waren gefiel ihnen nicht sonderlich.

„Und was können diese „Controller“ sonst noch?“, fragte Marianne, um sich abzulenken.

„Videokonferenz“, dozierte Manfred weiter, und er zeigte ihnen, wie man einen anderen Teilnehmer anrief, wie man bei eingehenden Anrufen das Videobild auf den Wandschirmen darstellen konnte, oder wie man einfach von Controller zu Controller kommunizieren konnte. Er konnte natürlich auch Texte und Fotos verschicken, Diktate entgegen nehmen, oder empfangene Texte vorlesen.

„Und zu guter Letzt ist er natürlich auch eine dröge Schlüsselkarte“, sagte Manfred. „Wenn ihr euch einer Türe nähert, für die ihr generell freigeschaltet seid, geht sie von selber auf. Wenn es eure eigene Zimmertüre ist, geht sie auf, wenn ihr den Controller an den Sensor vor der Türe haltet. Wenn es ein fremdes Zimmer ist, haltet ihr den Controller an den Türsensor, dann klingelt es drinnen und der Bewohner entscheidet, ob er euch einlässt oder nicht.

„Du hast sicher jederzeit Zugang zu unseren Zimmern, oder?“ fragte Lisa, und man sah ihrem Gesichtsausdruck an, dass ihr der Gedanke nicht gefiel. „Nein“, sagte Manfred, „es wäre technisch möglich, aber ich habe mir die entsprechende Berechtigung nicht programmiert. Ich muss also genauso anklopfen wie jeder Andere. Ich habe allerdings für Notfälle einen Mastercode mit dem ich jede Türblockierung aufheben kann. Wenn ich ihn missbrauchen würde, würde das im Stationslog verzeichnet, und ich müsste mich bei nächster Gelegenheit streng selbst bestrafen.“

„Und die Videofunktion im Controller? Kannst Du uns damit heimlich beim Ausziehen zusehen?“

Manfred grinste anzüglich. „Du hast im alten Internet zu viele halbwahre Hackergeschichten gelesen.“ stellte er fest. „Die Kamera der Karte zeigt unverrückbar nach vorne, deswegen musst Du sie Dir beim Videoconferencing auch vors Gesicht halten, das geht auch noch von leicht unten, die Software kann die Perspektive korrigieren. Aber wenn Du etwas drauflegst, oder sie in die Hosentasche steckst, ist sie vollständig blind. Auch wenn die Karte beispielsweise auf einem Tisch liegt, um geladen zu werden, sieht die Kamera nur die Zimmerdecke, und es gibt keine Möglichkeit, sie woanders hin schauen zu lassen. Wenn Du also möchtest, dass ich Dir beim Ausziehen Tipps gebe, musst Du sie schon so hinstellen dass ich Dich auch sehen kann. Hatte ich schon erwähnt, dass sie hinten magnetisch ist? Du kannst sie an jedem Metallstück anheften wenn Du das möchtest.“

„Pah“, schnaubte Lisa, „das wird nicht passieren, schalte Dir doch die 18+ Kanäle frei.“

„Das habe ich natürlich längst getan“, antwortete Manfred und lächelte entwaffnend, „und wenn Du nett fragst und Deine Mutter es erlaubt darfst Du vielleicht auch mal mitschauen wenn mir danach ist. Darüber hinaus bietet diese Station aber noch wesentlich mehr an Inspiration als Sexfilme, Du darfst mich bei Interesse gerne danach fragen“.

„Wo bekommt man mehr Berechtigungen“?

„Bei mir.“

„Und was muss man dafür tun um sie zu bekommen?“

„Werd erwachsen, mach Dich nützlich, gewinne mein Vertrauen, und mach mir Angebote zu denen ich nicht „nein“ sagen kann.“

„Öffnet mein Controller die Außentüre?“

„Nein, aber um die Außentüre zu öffnen musst Du nur unseren Deal aufkündigen. Das kannst Du nach Regel 1 jederzeit tun.“ Manfred sah Lisa mit einer Mischung aus Spott und Ärger an.

„Touche, und Matt“, dachte Marianne nur. Um die Situation zu entspannen schlug sie vor, dass sich die Damen für eine Weile in ihre neuen Räumlichkeiten zurückziehen sollten um sich einzugewöhnen, und außerdem meinte sie, dass sie jetzt langsam mal aus dem Bademantel in ihre richtige Kleidung umsteigen wolle. „Wo bleibt eigentlich die Kleiderlieferung?“

„Kommt sofort“, antwortete er, „ich muss die Waren noch schnell für euch freischalten. Man könnte theoretisch im Bestellsystem auch Dinge finden, deren Besitz ich euch im Moment nicht erlauben kann. Es wird dann an eurer Tür klingeln. Ihr zeigt dem Transportbot euren Controller, der gibt die Ladefläche frei, und ihr dürft euch nehmen was drauf liegt. Oder er fährt es euch auch noch in die Wohnung, ganz wie ihr wollt. Schaut einfach auf das Display auf eurem Controller, wenn ihr dem Transportbot nahe genug seid, steht alles drauf was ihr ihm in einer bestimmen Situation befehlen könnt.“

„Und was passiert, wenn ich mir etwas greife von einem anderen Transportbot, oder wenn ich zugreife bevor er es freigegeben hat? Wenn ich meinen Controller vergessen habe?“, fragte Lisa wichtigtuerisch.

„Alles hier ist mehr oder weniger bewaffnet“, antwortete Manfred ernst, „halt Dich an die Regeln, zu Deiner eigenen Sicherheit. Und wenn Du künftig noch weitere solche Fragen hast, Dein Zimmerbildschirm hat eine Hilfe zu so ziemlich jeder einzelnen Funktion in dieser Station, die Du mit Deinen Berechtigungen erreichen kannst. Und wenn Dir etwas begegnet, was außerhalb Deiner Berechtigungsebene liegt, kannst Du es nicht kontrollieren, also geh ihm aus dem Weg. Sonst noch Fragen?“

Niemand sagte etwas, also deutete er einen Gruß an, und öffnete mit seinem Controller sein eigenes Zimmer, summend schloss sich die Türe hinter ihm. Die Frauen zogen sich in ihre Zimmer zurück.

Wie versprochen sah er danach zuerst die Bestelllisten durch. Vorsichtshalber fügte er noch wetterfeste Jacken und Schuhwerk hinzu, sollten sie einmal in die Verlegenheit kommen, durch einen der Nottunnel in die Berge fliehen zu müssen würden sie nützlicher sein als Tanktops und Ballerinas.

Marianne hatte sich wie er fand einen Bonus mehr als verdient. Es waren auch einige nationale Archive, die tief in Berge vergraben worden waren, nach wie vor online. Aus einem Aufnahme einer Überwachungskamera filterte er ein Bild von Marianne heraus und jagte es durch die reverse Bildersuche. Marianne war früher eine bekannte Spitzensportlerin gewesen, beinahe Weltmeisterin im Kunstturnen, fand er schnell heraus. Kein Wunder dass sie so durchtrainiert war.

Sie hatte nebenher Einnahmen aus Werbespots für ein bestimmtes Parfum gehabt. Da Manfred sich nicht vorstellen konnte, dass Marianne irgend etwas tun würde wo sie nicht dahinter stand war er sicher, dass sie es zumindest ein wenig mochte. Natürlich war es längst nicht mehr zu kaufen, aber im nationalen Archiv hatten viele Firmen ihre Geschäftsgeheimnisse gebunkert, für den Fall eines Nuklearschlags. Nach kurzer Recherche fand er das Rezept, und lud es in einen Chemobot, der es durch Chemosynthese herstellte. Es kam in einen von einem Glas-Thermoprinter erstellten hübschen Flacon, und er fügte diesen dem Warenkorb hinzu. Schließlich packte er nach kurzem Zögern auch noch zwei Packungen hochwertige Intimrasierer dazu. Es hätte Rasierschaum natürlich in der Spraydose gegeben, aber er entschied sich dafür, hochwertige Rasierpinsel und edle Seifen dazu zu packen. Er war sich klar darüber, dass ein solches Geschenk, wenn es von ihm kam, bei Lisa nicht gut ankommen würde. Von Marianne würde sie es nehmen, ohne viel zu fragen, zum Beispiel wieso sie alles zweifach hatte.

Bei Lisa tat er sich bei seinen „Extras“ etwas schwerer, außer einigen Paparazzi-Schüssen, die sie mit irgendwelchen reichen Jungs in Restaurants zeigten, fand er nichts, vor allem auch keinen Hinweis dass sie sich je für irgend etwas Nützliches engagiert hätte. Schließlich suchte er sich das Rezept eines sündteuren Duftes von Charon heraus, er war zu seiner Zeit so unverschämt teuer gewesen dass Lisa ihn einfach kennen musste, und gab diesen beim Chemobot in Auftrag.

Dem Impuls, die bestellten Leggins eine Größe kleiner zu wählen widerstand er.

Da gab es aber auch noch dieses „spezielle Problem“, von dem er über das Überwachungsvideo erfahren hatte. Er beschloss, sich nicht selbst darum zu kümmern. Ein Sexspielzeug fand er eine gute Idee, mal sehen ob sie es annimmt, dachte er. Phalli aller Art schloss er aus, zu gewöhnlich für Lisa mit ihrem derzeitigen Mindset. Liebeskugeln? Zu wenig Effekt. Plugs? Sie hatte sich augenscheinlich überhaupt nicht für ihr Hintertürchen interessiert. Dann erinnerte er sich an einen flexibel biegsamen u-förmigen Doppelvibrator mit einem motorgetriebenen Knubbel an jedem Ende. Man konnte ihn entweder gleichzeitig an G-Punkt und Kitzler ansetzen, oder an G-Punkt und Anal oder Kitzler und Anal. Gerade gebogen konnte das fleißige Gerät auch zwei Menschen zugleich beglücken. Die Konstruktionszeichnungen fand er beim Patentamt, ein Makerbot erledigte den Rest. Dazu packte Manfred eine Tube dezent duftendes Gleitgel ein.

Die Steuersoftware, mit der man die Intensität der beiden Vibratoren selbst einstellen konnte lud er als verborgenes Update auf Lisas Controller. Sobald Controller und Spielzeug nahe genug zusammen kamen, würde die Steuerung automatisch geöffnet. Um den Aha-Effekt zu maximieren ließ er den Vibrator in ein mit funkdichter Goldmetallfolie ausgeschlagenes, vornehm dunkelblaues Etui einpacken. So würde der Controller genau in dem Augenblick anspringen, wo sie den Deckel öffnete, und er kicherte leise in sich hinein vor Vergnügen, als er sich vorstellte, was sie für Augen machen würde.

Voll stiller Vorfreude auf einen unterhaltsamen Abend schickte er die Bestellung ab.

Dann konfigurierte er sich die Überwachungskameras aus Mariannes Zimmer auf den ihren Räumen zugewandten rechten Großbildschirm seines Appartements, und die Kameras in Lisas Zimmer auf den Großbildschirm auf der linken Seite. Er schaltete den automatischen Trackzoom ein, die Kamera mit dem besten Blick wurde automatisch gezoomt, die Anderen als Icons am Bildschirmrand entlang aufgereiht.

Er ließ sich noch einen einem edlen Whiskey nachempfundenen Drink aus dem Getränkebot bringen, und lümmelte sich bequem in einen der gemütlichen Sessel seines Wohnzimmers.

„Manfred, Du Schwein, bist ein kleiner Spanner“, flüsterte ihm der Schulterengel ins Ohr, „das solltest Du nicht machen.“ „Genieße es, die Bildqualität ist umwerfend.“ antwortete der Schulterteufel.

Er schüttelte den Schulterengel mit einem Achselzucken ab, dann drückte er die „On“ Schaltfläche seines Controllers.

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