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Kaffee und Kuchen

Eine Minute zu spät war ich, als ich klingelte. Ich ging die Treppe zügig nach oben und war gespannt, wie die beiden auf meine Aufmachung reagieren würden. Ich hatte meinen schweren schwarzen Staubmantel aus ungespaltenem Rindsleder übergeworfen. Dazu trug ich einfache schwarze Lederschuhe, Mann soll es ja nicht übertreiben. Zusammen mit meinen, im Gegensatz zu meinem Bruder, noch immer dichten schwarzen Haaren, war ich zufrieden mit meiner Erscheinung.

Mich begrüßte ihre Mutter an der Türe, sie konnte nicht glauben, was sie gerade sah.

„Ich wusste, dass du gefährlich bist, aber scheinbar habe ich dich unterschätzt!“

Ich nahm ihre Hand, gab ihr einen Handkuss und lächelte sie an, als könnte ich kein Wässerchen trüben.

„Mamma du wechselst für meinen Geschmack zu oft deine Korsetts!“

Sie schluckte und wechselte dann zu einem sinnlichen Lächeln: „Ist das so, was willst du dagegen tun, ich bin nicht meine Tochter!“

Sie war sich wieder ihrer Wirkung vollkommen bewusst, sie trug ein knallrotes Vintagekleid mit einem Bleistiftrock, der geradeso bis zu ihren Knien reichte und ein Dekolletee hatte, was tiefer wirkte als der Marianengraben.

Nach diesem Geplänkel ließ sie mich ein und ließ mich in der Küche warten.

Ich hörte, wie sie mit Sabine sprach, die scheinbar in ihrem Zimmer war und damit beschäftigt war, was Frauen taten, um einen Mann zu beeindrucken.

Sie beeindruckte mich wirklich. Sie trug ein einfaches grünes Tweedkleid, was zu dem Wetter draußen passen würde, wenn es nicht so kurz gewesen wäre. Stiefel, die über ihr Knie gingen und einen gut zehn Zentimeter hohen Keilabsatz hatten, mit genug Profil, um an den Stellen wo noch vereister Schnee lag nicht sofort auszurutschen.

Mit ihren Haaren hatte sie etwas gemacht, sodass es nicht mehr nach dieser langweiligen Frisur aussah, mit der ich sie kennengelernt hatte. Dazu ein wenig Farbe im Gesicht, die das Grün ihrer Augen betonte. Eine Pixie im positivsten aller Sinne.

„Wau, bist du schön!“, kam es von mir, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte.

Beide Frauen kicherten über meine Sprachlosigkeit und Sabine strahlte wie ein Stern über mein Lob.

„Meint ihr nicht, dass es etwas frisch draußen ist für so ein Kleid?“

„Töchterchen, der Mann sorgt sich um dich, obwohl er es liebt dich in dem Kleid zu sehen. Du hast da einen guten Fang gemacht!“

„Mutter!“, kam es von Sabine, die wunderbar niedlich rot anlief.

„Ich dachte, du bist mit deinem Auto da!“, kam es von ihr, nachdem sie zweimal tief durchgeatmet hatte.

„Seht mal aus dem Fenster und sucht nach dem Union-Jack!“

Marlene sah noch nicht einmal aus dem Fenster, sondern kicherte sofort.

„Ist der süß“, kam es von Sabine, als sie das Dach meines Minis sah.

„Du fährst aber bitte gesittet!“, kam es nun von Mama.

„Immer wenn ich einen Schatz transportiere!“, gab ich zurück und das heftige Atmen, was von Sabine kam, ließ uns in ihre Richtung schauen. Sie sah zum Anbeißen aus in ihrer Verlegenheit und vorsichtigen Hoffnung.

Keine Minute später saßen wie in meinem stylischen Kleinwagen. Der Motor war noch warm, so ließ ich die Heizung ihre Arbeit tun. Sie öffnete ihren schweren schwarzen Wollmantel und gab den reizenden Blick auf ihre Beine frei. Sie trug Strümpfe, das konnte ich nun mit Sicherheit sagen. Denn ich konnte einen halben Fingerbreit der Spitze sehen.

Ich streichelte das Gaspedal nur, was mehr als genug war, um im Verkehr mitzufließen. Sie sprach kein Wort, sondern sah mich konzentriert an.

Glücklicherweise brauchten wir nur ein paar Minuten bis zu unserem Ziel. Da es Sonntag war, bekamen wir sogar einen Parkplatz in der Nähe unseres Zieles.

„Du steigst noch nicht aus!“, sagte ich bestimmt, was mir einen stirnrunzelnden, fragenden Blick einbrachte, den ich einfach ignorierte. In aller Ruhe schaute ich erst nach der Parkuhr. Oh Wunder, sonntags nicht zu benutzen.

Als ich dann ihre Türe öffnete und ihr meine Hand anbot zum Aussteigen, kicherte sie erfreut.

„Du willst mir doch nur unter das Röckchen schauen!“, kam es kokett von ihr. Gleichzeitig zog sie mit der linken Hand ihr Kleid zurecht, wobei es wie zufällig zuerst weitere zwei Zentimeter Spitze freilegte, nur um diese komplett unter dem Rock verschwinden zu lassen. Flirten, ja sie war Profi, nicht wirklich verwunderlich bei dieser Mutter.

Als wir das Café betraten, nahm ich ihr den Mantel ab und hing ihn auf. Meinen Mantel hing ich daneben.

„Rechte Tasche, mein Handy und die Geldbörse, bitte!“, kam es leise von ihr noch, während ich mit meinem Mantel beschäftigt war. Ich nahm die Sachen an mich, das Handy war eines dieser Lippenstift großen Teile von Nokia, für die man lange Fingernägel brauchte, um sie zu bedienen. Die Geldbörse war eines dieser riesigen Teile, die Frauen so gerne nutzten in einem burgunderrot.

Ich gab ihr die Sachen nicht, sondern ergriff sanft ihren Arm und fragte: „Wo willst du sitzen?“

Der Laden war gut besucht, aber es waren noch einige Tische frei, sie nickten auf einen Tisch für zwei, der etwas im Hintergrund stand und ideal für ein langes Gespräch zu zweit war.

So führte ich sie ganz Gentleman durch die Räumlichkeiten und genoss den Neid der anderen Männer auf mir, wegen meiner bezaubernden Begleitung. Wobei der Neid einiger anwesender Frauen war wesentlich erheiternder.

Sabine schien es nicht zu bemerken und ging elegant und leichtfüßig neben mir.

Meinem Vater, im Geiste dankend, zog ich ihr den Stuhl zurecht, dass sie sich bequem setzen konnte. Was mir wieder einen wunderbaren Blick auf ihre Beine ermöglichte. Aber auch der Rest war einfach ansprechend.

Sie war positiv von meinen Manieren überrascht und schenkte mir ein 1000 Watt Lächeln, während ich mich setzte.

„Wie ist das eigentlich mit Morgen, da du heute auf so was bestanden hast“, dabei streckte sie ihren, in einem High-Heel-Stiefel steckenden, Fuß für meine Begutachtung vor.

„Der Ästhet schreit ja, der Mann ja bitte, aber die Vernunft und auf die sollten wir hören, sagt, das würden die anderen Frauen in der Filiale nicht überleben.“

„Es ist dir also aufgefallen, ich habe lange lernen müssen diese Art von Aufmerksamkeit zu ignorieren, sodass es natürlich wirkt, als würde ich es wirklich nicht mit bekommen.“

Ich grinste sie breit an.

„Ich habe noch nichts gegessen, da ich heute Morgen etwas zu spät aus dem Bett gekommen bin.“

„Bei deinen Freunden spät geworden?“

„Nicht wirklich, aber als ich im Bett lag hat eine gewisse Schönheit, die hier im Raum ist, vom Schlafen abgehalten!“

„Dabei war diese garantiert brav in ihrem Bett, „vielleicht nicht ganz so brav.“, kam es leise schon fast verlegen zurück.

Ich winkte nach der Bedienung, die überraschend lange brauchte zu uns zu kommen. Als Sabine meine volle Aufmerksamkeit hatte, sagte sie: „Du brauchst dich aber auch nicht zu verstecken und dein Stil gefällt mir“, viel leiser, sodass ich es kaum hörte: „Nicht nur bei der Kleidung!“

Ich hatte ihre Sachen zu meinen gelegt. Sie musste aufstehen oder sehr weit vorbeugen, um sie zu erreichen.

„Willst du auch etwas essen?

Bestell einfach, worauf du Lust hast!“

„Der Laden ist teuer!“

„Wir wären nicht hier, wenn ich es mir nicht leisten könnten.“

Sie schaute mich fragend an, aber akzeptierte meine Antwort. Ich bestellte mir direkt zwei der Frühstücksplatten, Lachs und Käse. Ich hatte Hunger!

Sabine bestellte sich ein Stück Herrentorte. Ich musste grinsen, als ihre Bestellung samt Kaffee vor ihr stand und leise seufzte: „Eine Stunde!“

Ich hatte so eine Ahnung, was sie meinte: „Joggen oder Muckibude?“

„Joggen, nachdem ich mit der Ausbildung fertig war, habe ich mir mehrere Fitnesszentren angesehen, vorher war es finanziell nicht drin.

Bei denen wo auch Männer waren, waren die Frauen stinkig und viele Männer wurden zu unerträglichen Charmebolzen.

Bei den reinen Frauenstudios war es noch schlimmer, jede MILF-Lesbe wollte mich zu ihrem Töchterchen deklarieren.“

Ich musste meine Tasse Kaffee vom Mund nehmen, als sie das so trocken wie das Death Valley aus ihrem Mund sickern ließ. Ich schaffte es gerade noch, meine Tasse ohne Unfall abzustellen, als aus meinem Glucksen ein schallendes Lachen wurde. Was noch schlimmer wurde, als ich sah, wie sie mich ansah, als könnte sie kein Wässerchen trüben und zugleich unbeschreiblich genussvoll, um nicht zu sagen, lasziv die erste Gabel Kuchen zum Mund führte.

Als ich mich beruhigt hatte, wischte ich mir die Tränen aus den Augen und grinste sie glücklich an.

„Ich kann es den Menschen nicht verdenken, dass sie so reagieren, du hast etwas von einer Nymphe und Pixie.

Einpacken, liebhaben, beschützen und dafür sorgen, dass sie nie entkommt!“

Bei meinem letzten Satz bekam sie große Augen, aber nicht erschrocken, sondern überrascht erfreut.

„Können wir einen Deal machen, heute bist du diejenige, die mir alles über sich erzählt und nächstes Wochenende werde ich deiner Neugierde zur Verfügung stehen!“

„Vielleicht, aber vorher beantworte mir zwei Fragen:

1. Lebst du wirklich hier in Frankfurt?

2. Hängt es mit dem, was du meiner Mutter erzählt hast zusammen?“

„Für beides, JA!“

Sie schaute mich nachdenklich an und dann sagte sie unvermittelt: „Du arbeitest im Turm, aber du bist keiner der Kontrolleure, denn die sind alles Pfennigfuchser in der Seele!“

Ich musste grinsen und zugleich zwingen nicht zu nicken. Meine beiden Platten waren inzwischen angekommen, so begann ich meinem knurrenden Magen zu beruhigen.

Sie schaute mir aufmerksam zu, wie ich mir mein erstes Brötchen machte. Es war schön, dass sich unsere Stille ganz natürlich anfühlte. Als ich mein erstes Brötchen vernichtet hatte, fragte sie mich: „Ok was willst du wissen!“

„Alles!“

Sie giggelte und nahm einen weiteren kleinen Bissen. Sie aß ihre Torte sehr genussvoll und langsam, es war wohl etwas, was sie sich selten leistete und dass mehr aus Kalorien als finanziellen Gründen.

„So einfach mach ich es dir nicht, vor allem ahne ich, dass du schon mehr weißt, als es mir jetzt lieb ist!“

Ein kleiner Schluck Kaffee, dann mit der kleinen Zunge die Lippen abgelegt. Sabine wusste, wie man einen Mann weichkochte.

„Da fällt mir auf, wo hast du meine Handynummer her?“

„Warum, bist du nicht froh, dass ich sie hatte?“

„Weich nicht aus, ich kenne die Nummer nicht auswendig und hatte es am Freitag nicht bei mir!“

Mein Lächeln gefror, das war eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte, aber sie sammelt weitere Pluspunkte, ich liebte intelligente Frauen.

„Nun, ich habe sie.“, pokerte ich und hoffte, sie würde mit dieser Antwort leben können.

„Das ist keine Antwort, spätestens Freitag. Du versteckst etwas und bis Freitag werde ich wohl damit leben können.

Noch was zu dieser Nummer, nur mein Chef und meine Mutter hatten bisher diese Nummer. Sie ist nur für Notfälle!“

Ich nickte und schaute etwas reumütig aus der Wäsche.

Sie lachte: „Der Blick passt gar nicht zu dir.

Also was willst du wissen, aber ich werde wie du meine Geheimnisse verteidigen, aber immer ehrlich Antworten.“

Sie wollte spielen, das konnte sie haben.

Wir hatten eine gute Zeit und merkten nicht wirklich, wie die Zeit verflog. Es war nach zehn als wir entschieden unser Gespräch zu beenden. Ich brachte sie nach Hause, wo sie mir im Wagen einen Kuss gab, der mich auf viel mehr hoffen ließ. Dann drückte sie mir einen Zettel in die Hand. Mit den Worten: „Bis morgen“ war sie verschwunden!

Scheiße war sie heiß und ich geil.

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