Junge Frau ist verliebt in die Schwester ihrer Freundin
„Was machst du denn hier?“, fragte Mel entgeistert, als sie die Haustür aufmachte und ihre große Schwester sah.
„Was denn? Muss ich mich vorher anmelden, wenn ich mein Elternhaus besuche?“ sagte Maxine und drückte sich an der überraschten Mel vorbei in den Flur.
„Ja, das wäre in der Tat ganz nett gewesen“, antwortete Mel und schloss die Tür, nachdem ihre große Schwester ja nun schon eingedrungen war und dabei war, ihre Jacke und Schuhe auszuziehen.
„Dann hättest du zumindest gewusst, dass Mutti und Vati nicht da sind“, sagte Mel, doch als sie kurz überlegte, setzte sie hinzu: „…aber das hast du schon gewusst, nicht wahr?“
Maxine sah sie entschuldigend an.
„Arg, du bist unmöglich!“, sagte Mel wütend und ging in das Wohnzimmer. Maxine folgte ihr.
„Komm schon. Ich brauche eine Bleibe nur für ein paar Tage. Mutti und Vati müssen davon nichts mitbekommen“, versuchte Maxine sich zu erklären, als sie sah, dass im Wohnzimmer noch jemand war.
„Oh, hallo Emilie. Lange nicht gesehen.“
Auf dem Sofa saß Mels beste Freundin Emilie. Sie guckte die Schwestern überrascht und mit großen Augen an.
„Hhhi“, sagte sie leise und schüchtern.
„Du willst also hier pennen?“, setzte Mel das Gespräch fort.
„Nur für ein paar Tage. Bis die beiden wieder da sind, bin ich wieder verschwunden. Komm schon! Ich werde auch nicht nerven. Du wirst gar nicht merken, dass ich da bin.“
Melanie seufzte und sagte dann: „Du bist echt hoffnungslos, weißt du das? Also gut, von mir aus.“
„Sehr gut“, lachte Maxine. „Ich hole meine Sachen aus dem Auto“, sagte sie und verschwand aus dem Wohnzimmer.
Melanie seufzte erneut und setzte sich erschöpft hin. Sie wollte sich gerade bei ihrer Freundin für ihre große Schwester entschuldigen, aber als sie Emilie ansah, fragte sie stattdessen besorgt: „Alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du gerade einen Geist gesehen.“
***
„WAS?“, schrie Melanie entgeistert. „Verliebt? In Max? Du?“ versuchte sie das wiederzugeben, was ihr Emilie gerade gebeichtet hatte.
„Sei doch nicht so laut!“, forderte sie Emilie auf.
„Oh, sorry“, flüsterte Mel. „Aber jetzt echt mal. In Max?“ Kurz darauf schien Mel noch etwas einzufallen: „Emilie? Bist du lesbisch?“
„Nein“, sagte Emilie schnell, aber dann nach kurzem Überlegen: „Ich weiß es nicht. Vielleicht.“
Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen.
„Na ja, Max ist eigentlich mehr wie ein Junge. Weißt du noch, du dachtest damals, sie wäre mein Bruder. Sie hatte sich die Haare selber so kurz geschnitten, dass das alle dachten. Oh Mann, das gab vielleicht Ärger von meinen Eltern“, lachte Mel.
Als sie merkte, dass das Emilie nicht aufheiterte, wurde sie wieder ernst: „Ausgerechnet Max. Du weißt doch, was wie eine Katastrophe sie ist. Auch was Beziehungen angeht. Ich glaube, sie war mit keiner Person länger als ein halbes Jahr zusammen, egal ob Mann, Frau oder Divers.“
„Ich weiß ja selbst, dass das nicht funktionieren kann. Deshalb habe ich ja auch bisher nie etwas gesagt und ich dachte, ich wäre darüber hinweg, aber als sie auf einmal da stehen sah …“
„Du musst Max ja lange nicht mehr gesehen haben. Mal überlegen, sie ist mit 18 weggezogen …“ überlegte Mel und fragte dann etwas schockiert: „Emilie? Wie lange bist du eigentlich schon in sie verliebt?“
Sie antwortete mit Tränen.
„Hey, bitte nicht weinen“, sagte Mel und setzte sich zu Emilie und umarmte sie.
„Es tut mir so leid, dass ich davon nie was gemerkt habe. Ich bin eine schlechte Freundin.“
Emilie versuchte ihren Kopf zu schütteln, so gut es in einer Umarmung eben ging.
„Ich werde dir helfen. Wenn du mit der Katastrophe, die meine Schwester ist, unbedingt zusammen sein willst, werde ich dir helfen.“
***
„Also bist du nun tatsächlich auf der Straße gelandet?“, fragte Mel Maxine.
„Quatsch, nein. Ich hatte nur einen heftigen break up, was meine Wohnsituation etwas awkward macht. Außerdem sind meine anderen Übernachtungsmöglichkeiten längst nicht so schön wie ein Besuch bei meiner lieben Schwester“, sagte sie und inspizierte dabei den Inhalt des Kühlschrankes.
„Und was ist mit arbeiten?“, fragte Mel.
„Ich habe mir die Tage freigenommen“, erklärte sie und packte Lebensmittel auf den Küchentisch, um sich ein Sandwich zu machen. Als sie merkte, dass Melanie sie skeptisch anguckte, erklärte sie: „Ja okay, ich habe zurzeit keinen Job, aber ich habe schon was in Aussicht, also mach dir keine Sorgen.“
Melanie seufzte: „Also du wurdest rausgeschmissen und bist arbeitslos. Da soll man sich keine Sorgen machen.“
Resigniert setzte sie sich zu ihrer Schwester an den Küchentisch und beobachtete sie still.
Nach einer Weile sagte sie: „Emilie übernachtet übrigens auch hier.“
„Ja toll. Je mehr, desto besser. Habt ihr ne Party geplant?“, fragte sie.
„Nein, wir wollten heute Abend eigentlich nur Filme gucken.“
Max verschluckte sich fast an ihrem Sandwich. „Ist das dein Ernst?“, fragte sie erschrocken.
„Ihr seid doch beide 18, oder? Da guckt ihr an einem Samstagabend nur Filme, obwohl ihr ein ganzes Haus für euch habt. Entschuldige Mel, aber das ist lame. Ich würde…“
„Du würdest das ganze Haus auseinandernehmen, weshalb Mutti und Vati dich nie alleine gelassen hätten“, unterbrach sie Max streng.
„Emilie und ich gehen auf verschiedene Unis, weshalb wir uns wohl nicht mehr so oft sehen können, wie wir es gewohnt sind, deshalb wollten wir die nochmal einen gemütlichen Filme-Abend machen.“
Das war nicht die ganze Wahrheit. Eigentlich sollten noch ein paar mehr Freundinnen dazustoßen, aber Mel hatte ihnen abgesagt, um Emilie die Gelegenheit zu geben, alleine mit Max zu sein.
„Okay, whatever“, sagte Max und beschäftigte sich wieder mit ihrem Essen.
Nach einer Weile fragte Mel unschuldig: „Was machst du eigentlich heute Abend?“
„Dunno. Abhängen.“
„Also, du gehst nicht aus?“, fragte Mel und bemühte sich dabei beiläufig wie möglich zu klingen.
„Ne, die Gefahr ist viel zu groß, dass ich jemanden treffe, den ich nicht sehen will.“ als sie merkte, dass Mel sie wieder mal skeptisch anguckte, fügte sie hinzu: „Ja gut, und ich habe außerdem kein Geld. Zufrieden?“
„Wenn du willst, kannst du mit uns Filme gucken“, sagte Mel und freute sich, dass ihr Plan aufzugehen scheint.
„Bist du sicher, dass ihr mich dabei haben wollt? Für mich klang es so, ob ihr zwei lieber alleine wärt“, antworte Max mit einem verschwörerischen Blick und Grinsen.
„Stirb!“, sagte Mel mehr gelangweilt als wütend.
***
„Das liegt ja auf meinem Weg. Wenn du willst, kann ich dich mitnehmen“, sagte Max zu Emilie, als sie sich über ihr zukünftiges Studium unterhielten, während Mel einen Film bei diversen Streaminganbietern suchte.
„Das wäre ja super!“, antwortete Emilie.
Melanie entfleuchte ein enttäuschter Seufzer. Warum hatte sie nicht daran gedacht? Das war eine viel bessere Gelegenheit für Emilie, mit Max alleine zu sein als dieser Filmabend, für den sie extra ihre Freundinnen abgesagt haben und für den Melanie noch einen Vorwand brauchte, um die beiden alleine zu lassen.
„Vorsicht Em. Vermutlich braucht sie nur jemanden, der ihr das Benzin bezahlt“, sagte Mel als sie merkte, dass sie fragend angeguckt wurde für ihren Seufzer.
„Da will man was Nettes machen und du unterstellst mir gleich wieder was“, gab Max säuerlich zurück und fügte kurz darauf verlegen hinzu: „Aber ein bisschen Benzingeld wäre nicht schlecht.“
Mel startete einen Film.
„Eine Rom Com? Ehrlich jetzt, Mel?“, flüsterte Emilie mehr zu sich selbst. Mel guckte sie an und zuckte mit den Schultern, als wollte sie sagen, warum denn nicht?
Nach etwa einer viertel Stunde sagte Mel: „Sorry, mir geht es nicht so gut. Ich dachte, es würde besser werden, aber ich will einfach nur ins Bett.“
Mel war keine gute Lügnerin, das mochte Emilie eigentlich an ihr, aber gerade hätte sie sich eine bessere Lüge und Darbietung gewünscht.
„Alles okay? Bis eben war doch noch alles in Ordnung?“, fragte Max, dabei klang sie mehr besorgt als skeptisch.
„Ja, ich weiß auch nicht“, sagte Mel nur und stand auf und rieb sich mit einer Hand über den Bauch.
„Hast du … nun ja, das vielleicht jeden Monat?“, fragte Max vorsichtig.
Mel war total verdutzt über die Frage und guckte Max nur mit großen Augen an. Als ihr endlich klar wurde, was Max meinte, entfleuchte ihr ein lautes „Ooohhh“.
Sie guckte zu Emilie, die ihr fast unmerklich zu nickte.
„Äh, ja. Es sind mal wieder die berühmten Tage im Monat“, sagte sie und fügte ein verkrampftes, verlegenes Lachen dran. Emilie vergrub das Gesicht in ihren Händen.
„Ich hatte ja keine Ahnung, dass es dir so geht. Warum hast du nie was gesagt?“, sagte Max und stand auf und ging auf ihre Schwester zu.
„Ich kenne da ein paar Tricks und Hausmittel.“
„Nein!“, sagte Mel laut und wich zurück. Dann fügte sie in einem bemüht ruhigen Ton hinzu: „Nein, danke. Mich hinlegen und schlafen reicht meistens. Ehrlich. Morgen wird es mir schon wieder gut gehen. Guckt ihr nur ruhig weiter den Film“
Max guckte sie nur an und sagte ratlos: „Okay.“
Emilie wusste nicht, was sie mehr verwunderte. Wie schlecht Mel im Lügen war oder dass es ihr Max offensichtlich abkaufte. Diese setzte sich nämlich einfach wieder hin und schaute gelangweilt den Film weiter.
Nach ein paar Minuten sagte sie: „Willst du das unbedingt gucken?“
„Hmm?“, brachte Emilie nur heraus, als sie Max mit ihrer Frage aus ihren Gedanken holte.
„Ob du das wirklich gucken willst? Du scheinst den Film nämlich auch nicht wirklich interessant zu finden, oder?“
„Oh, ja. Du kannst ruhig was anderes drauf machen“, antworte Emilie.
Max drückte sich durch die Menüs und fragte dabei: „Einen Vorschlag?“
Mehr als ein „Hmm?“ brachte Emilie wieder nicht heraus. Der Gedanke, endlich alleine mit Max zu sein und wie sie diese Situation nutzen sollte, war alles, woran Emilie gerade denken konnte.
Als Emilie begriff, was Max von ihr wollte, antwortete sie: „Oh, du kannst ruhig das drauf machen, was du willst, wirklich.“
„Okay“, sagte Max langsam und begann weiter zu suchen.
Max hatte irgendeine Serie ausgesucht, die sie nun mehr oder weniger interessiert verfolgte. Emilie wartete auf eine Gelegenheit, mit ihr zu reden, brachte aber den Mut nicht so richtig auf. Irgendwann bemerkte Max, dass Emilie gar nicht auf den Bildschirm guckte, sondern sie zu beobachten schien. Ihre Blicke trafen sich und Max fragte mit einem leichten Schulterzucken: „Was?“
Emilie guckte erschrocken weg und sagte schüchtern: „Ach nix. Ich dachte nur, wie froh ich bin, dich wiederzusehen.“
Max grinste und setzte sich von ihrer fast liegenden Position auf und beugte sich rüber zu ihr.
„Ich freue mich auch, Em. Das ist ein schöner Zufall, dass du heute hier übernachtest. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass ihr etwas mehr an einem solchen Abend macht.“ Letzteres sagte sie mehr zu sich selbst.
„Schön, dass ihr immer noch so gute Freundinnen seid. Ich hoffe, das ändert sich nicht, auch wenn ihr auf verschiedene Unis geht.“
„Niemals“, sagte Emilie ernst. Erst als Max lachte, merkte sie, dass sie es vielleicht etwas zu ernst gesagt hatte.
„Ihr seid echt zu niedlich“, sagte Max, als sie fertig mit lachen war und sagte dann ernst: „Ich wünschte, ich hätte so eine gute Freundin. Weißt du, ich habe manchmal das Gefühl, ich habe überhaupt keine richtigen Freunde. Und du hängst ja eigentlich auch nur mit mir ab, weil ich die Schwester von Mel bin.“
„Das stimmt nicht!“, sagte Emilie, selbst überrascht von ihrem plötzlichen Ausbruch. Aber da sie jetzt nun schonmal die volle Aufmerksamkeit von Max hatte, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und sagte: „Ich liebe dich!“
Max guckte sie stumm an und fing dann an zu lachen.
„Ich liebe dich auch“, sagte sie, als sie sich weiter vorbeugte und Emilie ihre Hand auf die Schulter legte.
„Www…wirklich?“ stammelte Emilie.
„Aber ja. Du bist wie eine zweite kleine Schwester für mich“, sagte Max grinsend.
***
„Ouuh, ich bring‘ sie um! Da gesteht ihr jemand ihre Liebe und sie rafft es einfach nicht. Dieser Hohlkopf!“, sagte Mel aufgebracht, als ihr Emilie am nächsten Morgen davon berichtet, wie der letzte Abend verlief.
Emilie hatte ihren Kopf auf ihre verschenkten Arme fallen gelassen und sagte nichts. Weinte sie? Mel konnte es nicht sagen, aber scheinbar war das Schimpfen über ihre dumme Schwester keine Hilfe für ihre beste Freundin.
Mel wusste nicht so richtig, was sie tun sollte. Nach einer Weile sagte sie sanft: „Hey, es ist vielleicht besser so“, und umarmte Emilie.
„Sie sieht dich nun mal nicht auf diese Weise.“
„Welche Weise? Romantisch oder überhaupt, weil ‚kleine Schwester‘ klingt, für mich nämlich so als ob sie denkt, wir sind noch Kinder“, sagte Emilie auf einmal, als sie ihren Kopf hob und Mel ins Gesicht sah.
Diese war ganz überrascht zu sehen, dass Emilie zwar wirklich geweint hatte, aber scheinbar mehr aus Wut als aus Trauer.
„Sie nimmt mich gar nicht ernst!“
Mel war immer noch ganz überrascht: „Ja, okay. Mag sein. Aber was nun?“
Der Ärger wich aus Emilies Gesicht.
„Keine Ahnung.“
Keiner von den beiden wusste was zu sagen.
Dann fragte Mel vorsichtig: „Wirst du mit Max trotzdem zusammen fahren?“
Emilie überlegte und sagte dann lustlos: „Ja, ich denke schon.“
„Oh.“
„Was?“
„Nix. Dachte nur, das wird dann sicher eine lange Fahrt.“
***
Sie fuhren nun schon über eine Stunde. Nur die Fahrtgeräusche und das Radio waren zu hören. Zwischen den beiden herrschte sonst Stille. Anfangs war Max diese Stille unangenehm und sie versuchte mit ein bisschen Smalltalk diese zu durchdringen, aber Emilie würgte jeden Versuch einer Unterhaltung ab, indem sie nur kurze Antworten auf Maxines Fragen gab.
Max schaute rüber zu Emilie, welche nur gelangweilt aus dem Fenster guckte.
War sie sauer auf Max? Aber warum? Irgendwas schien jedenfalls nicht in Ordnung zu sein.
„Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst, aber stimmt irgendwas nicht, Em?“
„Hm? Was?“, murmelte Emilie, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde.
„Na ja, du bist schon die ganze Fahrt so strange. Ist alles in Ordnung?“
Emilie sagte nichts und guckte nur nachdenklich geradeaus. Dann begann sie sich den Innenraum des Autos scheinbar ganz genau anzugucken.
„Das ist dasselbe Auto wie damals“, sagte Emilie schließlich.
Max guckte sie ratlos an. „Damals?“
„Ja. Als du mich mal von der Musikschule abgeholt hast“, sagte sie in einem emotionslosen Ton.
Max guckte jetzt zwar auf die Straße, aber immer noch ratlos.
„Weißt du nicht mehr? Ich habe geweint, weil ich nicht mehr Musikunterricht haben wollte.“
„Ah ja, ich erinnere mich. Ich hatte damals gerade meinen Führerschein und nutzte jede Gelegenheit, um zu fahren“, lachte Max.
„Ich kam mir ziemlich jämmerlich vor, mich so auszuheulen, aber ich war auch froh, dass ich es gemacht habe. Du hast mir nämlich echt geholfen.“
„Ehrlich?“, sagte Max verwundert.
„Erinnerst du dich nicht mehr, was du zu mir gesagt hast?“, fragte Emilie immer noch scheinbar emotionslos.
„Nein. Wenn ich ehrlich bin nicht.“ sagte Max vorsichtig.
Emilie sagte nichts und guckte auf Maxines Unterarm. Dort hatte sie ein Tattoo.
„Das hattest du dir damals gerade stechen lassen.“
„Hm?“ Max wusste zuerst nicht, was sie meinte, aber als sie ihrem Blick folgte, begriff sie.
„Ah, ja, das kann sein. War mein erstes Tattoo. Aber was hat das mit irgendwas zu tun?“
„Du hast mir damals gesagt, ich solle nicht mehr zur Musikschule gehen, wenn ich das eben nicht wollte. Du meintest, man muss sein eigenes Leben leben und nicht das der Eltern. Als Beispiel hast du mir dann dein Tattoo gezeigt, was gerade neu war und dass deine Eltern ausflippen werden, wenn sie das sehen.“
„So war’s dann auch“, sagte Max mit einem Schmunzeln.
Emilie blieb weiter ausdruckslos.
Das Schmunzel verschwand und Max fragte: „Emilie, warum erzählst du mir das?“
„Ich erzähle dir das, weil das der Moment war.“
„Der Moment?“
„Der Moment, in dem ich mich in dich verliebt habe.“
Max schaute rüber zu Emilie und sah, dass sie nun Tränen in ihren roten Augen sammelten.
„Es ist okay, wenn du mich nicht liebst, attraktiv oder sonst wie interessant findest, aber ich will, dass du mich erst nimmst.“ Tränen liefen ihren Wangen herunter.
„Ich will, dass du mich siehst!“
Emilie vergrub ihr Gesicht in den Händen und versuchte, die Tränen wegzuwischen. Dann merkte sie, dass Max dabei war, das Auto abzustellen.
Als sie sicher standen, wendete sie sich Emilie zu.
„Em natürlich sehe ich dich“, sagte Max besorgt und legte eine Hand auf Emilies Schulter.
„Vergiss es einfach. Ich heule herum wie das Mädchen von damals und zum verdammten Musikunterricht würde ich auch noch gehen, wenn ich meine Eltern nicht überzeugt hätte, dass das dem Studium im Wege wäre. Ein Studium, das sie wollten. Kein Wunder, dass du mich nicht ernst nimmst. Ich kann es selbst ja kaum.“
„Hey, ich nehme dich ernst“, sagte Max, worauf Emilie mit dem Kopf schüttelte.
„Ich habe gesagt, vergiss es! Das war alles ein großer Fehler!“
Bevor sie noch etwas sagen konnte, verschloss Max ihren Mund mit einem Kuss. Erst berührten sich nur ihre Lippen, aber als Emilie leicht ihren Mund öffnete, spürte sie die Zunge von Max. Emilie ließ es passieren und nach diesem langen und heftigen Kuss guckte ihr Max in die Augen und sagte: „Ich nehme dich ernst, okay?“
***
„Willst du noch mit hochkommen?“, fragte Emilie, als sie angekommen waren.
Als sie merkte, dass Max zögerte, sagte sie: „Es ist keiner meiner Mitbewohner da, du kannst dich also ungestört ein bisschen ausruhen. Ich kann dir auch einen Kaffee machen.“
„Das klingt wirklich ganz gut, okay“, antwortete Max.
Nachdem sie fertig waren, ihre Sachen in die Wohnung zu bringen, nahm Emilie Max Hand und sagte schüchtern: „Danke sehr. Weißt du, du kannst auch hier schlafen, wenn du willst.“
Max merkte, dass sie vielleicht einen großen Fehler gemacht hat, mit in die Wohnung zu kommen.
„Äh ja, mal sehen. Ich muss mal ins Badezimmer“, antworte Max und versuchte ihre Hand nicht allzu harsch zurückzuziehen.
Im Bad atmete Max erleichtert aus und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel. Sie holte ihr Handy raus und schrieb ihrer Schwester:
-wtf
-hast du gewusst das Em in mich verliebt ist!!???
Mel schrieb fast sofort zurück:
-OMG
-Hat sie es dir gesagt?? Wo bist du??
Max:
-bei Em in der WG…allein
-ich weiß nicht was ich tun soll????
Mel:
-mach ihr keine falschen Hoffnung
-wäre ein Anfang
Als Max nicht zurückschrieb fragte Mel mit wütenden Emojis:
-was hast du getan!!!!???
Nach etwas weiterm Zögern schrieb Max:
-ich habe sie geküsst
Mels Antwort ließ etwas auf sich warten:
-stirb!
Dann schrieb sie weiter:
-Hey im ernst
-das ist nicht irgendeine Bettgeschichte sondern Emilie
-tu ihr nicht weh!
Max überlegte kurz:
-versprochen
Max verließ das Bad und ging in Emilies Zimmer.
„Hey Em. Ist cool von dir, mich hier pennen zu lassen und alles, aber ich mach mich lieber weiter.“
Emilie ging auf Max zu.
„Aber ich dachte, du willst dich ein bisschen ausruhen. Ich mach‘ dir einen Kaffee.“
„Nein wirklich. Ist besser, wenn ich jetzt gehe.“
Emilie nahm beide Hände von Max in die ihre, bevor sie die Chance hatte, das Zimmer zu verlassen.
„Bitte geh nicht“, sagte Emilie leise.
Als Max nichts sagte, guckte Emilie ihr in die Augen und küsste sie. Max widerstand nur eine Sekunde oder zwei, bevor sie sich voll darauf einließ.
Küssend steuerte Emilie Max Richtung Bett, wo sich dann beide setzten.
Die Hände der beiden glitten unter die Kleidung und erforschten den Körper der jeweils anderen. Als Emilie die Küsse unterbrach, um Max von ihrem Oberteil zu befreien, war diese zuerst überrascht, aber war dann nur allzu gerne bereit, ihr dabei zu helfen. Kurz danach machte sich auch Emilie frei.